Hedda: Kritik zum Amazon Film auf Prime Video

Hedda Amazon Prime Video Film 2025
TitelHedda
Genre Drama
Jahr2025
FSK16
RegieNia DaCosta

Starttermin: 29.10.2025 | Prime Video

Die Kunst der kalten Kontrolle

Hedda, frisch verheiratet, betritt ein Haus voller Glanz, Erwartungen und gesellschaftlicher Kontrolle. Hinter der Fassade der Eleganz brodelt ein Abgrund aus Langeweile, Begierde und Machtlust. Nia DaCostas „Hedda“, frei nach Henrik Ibsens Drama Hedda Gabler (1891), verwandelt das Stück in ein kammerspielartiges Psychodrama im England der 1950er Jahre. Die opulente Villa wird zum Gefängnis, jeder Raum ein Spiegel der inneren Zerrissenheit. Hedda ist hier keine tragische Heldin, sondern eine kalkulierende Manipulatorin, die ihre Umgebung mit leisem Spott und kalter Präzision lenkt. DaCosta füllt das bekannte Drama mit Themen von Rasse, Klasse und Geschlecht, ohne seine Zeitlosigkeit zu verlieren. Der Film zeigt, wie dünn der Firnis der Noblesse ist – wie rasch sich hinter der polierten Oberfläche menschliche Gier, Verletzlichkeit und zerstörerische Sehnsucht entfalten.

Hedda Amazon Prime Video Film 2025
Hedda ©Amazon Content Services LLC

Eine Nacht, ein Anwesen, ein Spiel ohne Ausweg. Hedda Tesman (Tessa Thompson), gefangen in einer Ehe ohne Leidenschaft, treibt ein perfides Machtspiel mit den Menschen um sie herum – aus Langeweile, Eitelkeit, vielleicht auch aus Verzweiflung. Während Gäste durch die Salons streifen und höfliche Gespräche führen, zieht sie die Fäden: Sie reizt, verführt, zerstört. Als die brillante, aber labile Schriftstellerin Eileen Lovborg auftaucht – in dieser Fassung kongenial von Nina Hoss verkörpert – kippt die Atmosphäre. Zwischen beiden entspinnt sich ein Duell aus Intelligenz, Stolz und Begehren, das das Amazon Original elektrisiert. Die Fassade des Bürgerhauses zerbricht, Geheimnisse treten ans Licht, und jede höfliche Geste wird zum Angriff. Am Ende bleibt ein Gefühl von Beklemmung: ein Kammerspiel über Macht und Manipulation, in dem die Räume immer enger, die Stimmen leiser, die Wahrheit unerträglicher wird.

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Das kammerspielartige Schweigen der Noblesse

Obwohl „Hedda“ kein Biopic ist, teilt das Drama dessen Obsession für Charakterpsychologie. Wie in den besten Lebensstudien entsteht Spannung aus der Beobachtung, nicht aus Handlung. DaCosta konzentriert sich auf die Dynamik zwischen Kontrolle und Kontrollverlust – auf den Moment, in dem das eigene Spiel zur Falle wird. Die Motive von Macht, Eifersucht und gesellschaftlicher Rolle erinnern an Figurenporträts großer Tragödien, aber hier wird nichts erlöst: Das Leben selbst ist Bühne, der Auftritt bloße Pose. Die Kammerspielstruktur verwandelt den prachtvollen Schauplatz in eine sezierende Versuchsanordnung. Hinter Porzellan und Parkett öffnen sich seelische Risse, die nur durch Machtspiele notdürftig verdeckt werden. Hedda wirkt weniger wie eine Frau ihrer Zeit als wie ein Symbol – für das ewige Bedürfnis, über andere zu herrschen, um sich selbst zu spüren.

Hedda Amazon Prime Video Film 2025
Hedda ©Amazon Content Services LLC

Tessa Thompson („Creed 3“) gibt ihrer Hedda eine gefährliche Ruhe – ein Lächeln als Waffe, eine Stimme wie kaltes Metall. Doch es ist Nina Hoss („Tár“) als Eileen Lovborg, die der Erzählung ihre eigentliche Tiefe verleiht: verletzlich, stolz, furchtlos – eine Figur von seltener Gravitation. In jeder Szene, die sie betritt, verschiebt sich das Gleichgewicht; sie bringt moralische Schwere und emotionale Wahrheit in ein Umfeld aus Kontrolle und Täuschung. Nia DaCosta inszeniert das Geschehen mit formaler Strenge: lange Einstellungen, enge Räume, präzise Kompositionen. Trotz der opulenten Ausstattung bleibt das Gefühl der Beklemmung. Der Raum selbst wird zur psychologischen Waffe, der Blick der Kamera zum Spiegel menschlicher Schwäche. Hildur Guðnadóttirs Musik verstärkt die Spannung kaum merklich – sie pulsiert, wo Worte versagen. So entsteht ein Film, der ebenso elegant wie unbarmherzig ist.

Hedda Amazon Prime Video Film 2025
Hedda ©Amazon Content Services LLC

Fazit

„Hedda“ ist ein präzise komponiertes Psychodrama über Macht, Begehren und Selbstzerstörung – getragen von Hoss’ Intensität und Thompsons kalter Brillanz.

Bewertung: 3.5 von 5.
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