| Titel | Die Trottels |
| Genre | Animation, Komödie |
| Jahr | 2025 |
| FSK | 6 |
| Regie | Todd Demong, Phil Johnston, Katie Shanahan |
Starttermin: 17.10.2025 | Netflix
Sei kein Trottel!
„Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein“ – ein Sprichwort, alt wie die Zeit, doch ungebrochen aktuell. In Gesellschaften aller Couleur warnt es vor Machtmissbrauch, Egoismus und dem skrupellosen Streben nach Vorteil auf Kosten anderer. Ob in Politik, Wirtschaft oder Alltag: Wer Intrigen spinnt, Unterdrückung fördert oder Mitmenschen ausnutzt, läuft Gefahr, dass seine eigenen Fallen ihn verschlingen. Es ist ein Prinzip der Gerechtigkeit, das Zusammenhalt, Empathie und kluge Gegenwehr belohnt. Diese universelle Weisheit findet eine köstlich groteske Spiegelung in Roald Dahls „Die Trottels“. Das Ehepaar Trottel, Meister der Gemeinheit, quält ihre Umwelt und einander mit teils absurden Streichen – nur um am Ende Opfer ihrer eigenen Bosheit zu werden. Dahls Geschichte überlistet das Böse mit kindlicher Raffinesse, während sie zugleich gesellschaftliche Mechanismen von Macht und Gegengewalt verspielt reflektiert.

Ein furioses Chaos aus List, Bosheit und absurdem Humor erwacht auf der Leinwand zu neuem Leben. Unter der Regie von Phil Johnston, Architekt von „Zootopia“ und „Ralph reichts“, sowie Todd Demong („The Addams Family“) und Katie Shanahan („Centaurworld“) werden die Trottels (gesprochen von Johnny Vegas und Margo Martindale) zu einem unausstehlichen Ehepaar, das in einem grotesken Setting seine egoistischen Spielchen treibt. Ein unerschrockenes Weisenkind, eine sprechende Kröte und eine Familie magischer Tierwesen stellen sich dieser tyrannischen Obszönität, während die filmische Gestaltung die grotesken Einfälle Dahls in lebendige, detailverliebte Szenen übersetzt. Die Kernbotschaft bleibt bestehen: Wer Böses sät, der erntet Böses. Eine zeitlose Moral, kindgerecht in Szene gesetzt. So verspricht die Netflix-Adaption, Dahls dunkle Komik und scharfsinnige Gesellschaftskritik in funkelndem, zeitgemäßem Licht aufblitzen zu lassen.

Die Trottels regieren – aber bitte jugendfrei
Nicht der erste Trottel, der eine Wahl gewinnt, möchte man denken, als der politische Gegenspieler der Trottels nach einem spektakulär fehlgeschlagenen PR-Auftritt – ein öffentlich explodierender Hintern inklusive – bei der Stimmenauszählung plötzlich den Kürzeren zieht. Und so sitzt das titelgebende Ehepaar bald selbst in einer Machtposition, deren Verantwortung sie mit der gleichen Mischung aus Ignoranz, Gier und infantiler Bosheit tragen, mit der sie zuvor ihre Mitmenschen traktiert haben. Auch nicht der erste wütende Mob, der sich von dumpfen Parolen und absurden Verschwörungstheorien anstacheln lässt und mit brennenden Fackeln durch die Straßen zieht. Die Parallelen zu realpolitischen Ereignissen sind nicht zu übersehen – und dass die Satire dabei fast zahm wirkt, sagt mehr über die Gegenwart als über das Drehbuch. Etwas mehr Schärfe hätte „Die Trottels“ nämlich gut gestanden.

Was als bissige Satire hätte explodieren können, wird zu oft von familienfreundlicher Zahmheit gedämpft. Dabei steckt in der Idee, die Trottels in eine politische Farce zu verwandeln, enormes Potenzial: „Die Trottels“ kratzt an der Oberfläche des Populismus, wagt zugunsten des Zuschnitts auf ein jüngeres Publikum jedoch nie, so schmutzig zu werden, wie es der Geschichte eigentlich gestanden hätte. Mit etwas mehr Mut zur Hässlichkeit, etwas mehr Biss und weniger Rücksicht auf kindgerechte Harmonie hätte hier eine wahrhaft schwarze Komödie entstehen können. So bleibt „Die Trottels“ ein charmant inszeniertes, visuell einfallsreiches, aber erzählerisch gezähmtes Vergnügen – unterstützt von bekannten Stimmen wie Natalie Portman („Thor: Love and Thunder“) und Emilia Clarke („Baby to Go“), die – wie eigentlich der gesamte Cast – den Figuren eine unerwartete Wärme und komödiantische Präzision verleihen. Das macht „Die Trottels“ zwar zu einem lauten und cleveren Netflix-Vergnügen – aber selten wirklich böse.

Fazit
„Die Trottels“ überzeugt mit Witz, Stil und moralischer Klarheit – auch wenn die Satire etwas mehr Mut und Schärfe vertragen hätte. Charmant, clever, aber gezähmt.


