| Titel | Unsagbare Sünden |
| Genre | Thriller, Romanze |
| Jahr | 2025 |
| FSK | 16 |
| Creator | Leticia Lopez-Margalli, Guillermo Ríos |
Starttermin: 30.07.2025 | Netflix
Zwischen Sex, Verrat und Algorithmen
Liebe und Hass liegen oft gefährlich nah beieinander – besonders im mexikanischen Fernsehen. Kaum ein anderes Produktionsland liebt die Superlative so sehr wie Mexiko. Tränenerstickte Geständnisse, lodernde Blicke, dramatische Enthüllungen – hier wird nicht nur leidenschaftlich geliebt, sondern auch leidenschaftlicher gehasst. Ob klassische Telenovela oder moderne Kriminalgeschichte – toxische Beziehungen, familiäre Intrigen und moralische Grauzonen gehören zur Tagesordnung, während Subtilität und Zurückhaltung bei all dem emotionalen Überschwang verblassen. „Unsagbare Sünden“ reiht sich nahtlos in diese Tradition ein – und liefert nach „Die Guerra-Fehde“, „Wir waren Könige“ und „Das Unglück“ das nächste emotional-wild gestikulierende Netflix Drama für alle, denen stille Andeutungen zu leise und Zwischentöne zu grau sind.

Und darum geht es…
Helena (Zuria Vega) lebt in einem goldenen Käfig – nach außen perfekt, doch hinter verschlossenen Türen regiert ihr Mann Claudio (Erik Hayser) mit subtiler Kontrolle. Als der charmante Escort Iván (Andrés Baida) in ihr Leben tritt, scheint er das Versprechen auf Freiheit zu sein: jünger, aufrichtig, gefährlich lebendig. Was als Affäre beginnt, wird schnell zu einem riskanten Spiel zwischen Begehren und Bedrohung. Gemeinsam fassen Helena und Iván einen Plan: Sie wollen nicht nur fliehen, sondern Claudio endlich zur Rechenschaft ziehen – für Jahre der Kontrolle, Manipulation und Gewalt. Doch je näher sie ihrem Ziel kommen, desto tiefere Abgründe tun sich auf.

Unser Eindruck zwei Episoden
„Unsagbare Sünden“ – der Name ist Programm. So richtig in Worte zu fassen ist das erzählerische Sündenregister, das die mexikanische Netflix Serie hier am guten Geschmack des Geschichtenerzählens begeht, nämlich nicht. Nach einem stakkatoartigen Einstieg, der rasch klärt, wer hier gut und wer böse ist, folgt eine etwa zehnminütige Sex-Collage, unterlegt mit dem schmierigen Best-of des lateinamerikanischen Pop. Was danach an sogenannter Handlung übrig bleibt, wird im Eiltempo abgespult – bloß, um möglichst schnell zur nächsten erotischen Eskalation überzuleiten. Und jedes Mal, wenn sich nackte Körper erwartungsgemäß übereinander hermachen, kündigen es bereits die ersten Takte des nächsten Latin-Pop-Tracks mit unerbittlicher Verlässlichkeit an. Gefahr, Lust und Leidenschaft, wo das Auge hinreicht – nur die dramaturgische Kohärenz bleibt im Verborgenen.

„Konzentrier dich auf deinen Einzug, damit du auf keinen Fall rückfällig wirst“, weiß Figur A, als Figur B wutentbrannt den Raum verlässt – und erklärt dem Publikum damit nicht nur den inneren Zustand eines Charakters, der sich rein über die Dialoge behauptet, sondern auch das dramaturgische Niveau, auf dem sich „Unsagbare Sünden“ fortan bewegt. Charakterzeichnung per Nebensatz – eine Art narrative Minimalversion, um Raum für oberflächliche Inszenierungen und plakative Emotionen zu schaffen. Was folgt, ist genau das, was der Algorithmus verlangt: Gewalt, Verrat, Sex, Intrigen – ein lieblos abgespultes Potpourri dessen, was die oberen Ränge der Netflix-Charts permanent belagert. Schnell erzählt, noch schneller vergessen. Bleibt nur die Frage, wie sich der Wust aus hastig abgehandelten Klischees noch auf insgesamt 18 Episoden strecken lässt? Wir werden es nie erfahren…

Fazit
Soft-Porn, Latin Pop und Kitsch – „Unsagbare Sünden“ serviert oberflächliche Reize statt Substanz und versinkt bereits nach zwei Episoden in der Belanglosigkeit!


