DER WATCHDOG

Titel	The Waterfront
Genre	Drama
Jahr	2025
FSK	16
Creator	Kevin Williamson

Familie –  ein (un)sicherer Hafen

Für die einen ist sie Halt, für andere Fesseln – die Macht der Familie offenbart sich in ihrer ambivalenten Kraft. Ein Leitspruch, der längst in Serie gegangen ist – und das nicht nur im übertragenen Sinne. Die Serienwelt liebt dysfunktionale Familiengeschichten in allen Farben und Formen. Im Western-Setting etwa zeigt “Yellowstone“ den brutalen Kampf um Land, Macht und Erbe, während “Succession“ im urbanen New York City die zerbrechlichen Bande einer mächtigen Dynastie ausloten. Doch trotz aller Zerwürfnisse bleibt Familie für viele der letzte sichere Hafen – ein Ort, der in „The Waterfront“ buchstäblich zum Schauplatz wird. In der rauen Küstenstadt Havenport zeigt sich in acht Episoden, wie eng Zusammenhalt und Verrat, Schutz und Gefahr beieinanderliegen.

Und darum geht es…

Familie Buckley leitete einst ein erfolgreiches Fischereiunternehmen in Havenport, North Carolina. Doch als der Familienvater Harlan (Holt McCallany) schwer erkrankt, gerät das Geschäft in Gefahr. Seine Frau Mae (Maria Bello) und sein Sohn Cane (Jake Weary) setzen alles daran, das Unternehmen zu retten – auch wenn sie dabei immer öfter illegale Mittel einsetzen. Dabei geraten sie in ein Netz aus Loyalitäten, Machtspielen und verborgenen Konflikten, die das fragile Gefüge der Familie zunehmend belasten. Während die äußeren Bedrohungen wachsen, drohen alte Wunden und persönliche Schwächen an die Oberfläche zu kommen und alles ins Wanken zu bringen.

Unser Eindruck nach den ersten beiden Episoden

Da ist sie also, die nächste Familiendynastie, die auf Netflix zu zerbrechen droht. Es ist noch gar nicht lange her da reproduzierten Original Serie wie “Territory” und “Vergiftetes Vermächtnis” das durch den “Succesion”-Hype beflügelten Verlangen nach fragilen Familiengeschichten, da gibt es mit “The Waterfront” den nächsten Versuch dysfunktionale Strukturen in einem Mantel aus Küstenmelancholie und moralischer Erosion zu erzählen. Dass das Unterfangen dieses Mal deutlich besser funktioniert, liegt einerseits an der rastlosen Inszenierung, die die Ereignisse sich förmlich überschlagen lassen, aber auch an der klaren Verankerung im kriminellen Milieu – was “The Waterfront” stellenweise fast schon die fiebrige Düsternis von “Ozark” atmen lässt.

Thematisch setzt “The Waterfront” auf Bekanntes: Es geht um patriarchale Strukturen, toxische Männlichkeitsbilder, die süße Sehnsucht nach sexueller Abwechslung und innerfamiliäre Konflikte. Trotz der hohen Schlagzahl an neuen Erkenntnissen und Wendungen, gelingt es der Netflix Serie recht schnell ein greifbares Gefühl für die Bestrebungen seiner Figuren zu entwickeln. Mit Holt McCallany an vorderster Front, und einem durchweg passend besetzen Cast, der dem verworrenen Treiben einen hinreichend glaubhaften Unterbau verschafft, entwickelt “The Waterfront” so schnell eine einnehmende Sogwirkung, die über die eigentlich bekannten Handlungsmuster hinwegtäuschen kann. Wer sich gerne in Geschichten wie diesen verliert, wird sich im rauen Küstenort Havenport mit Sicherheit wohlfühlen.