| Titel | Tief im Herzen |
| Genre | Drama, Romanze |
| Jahr | 2025 |
| FSK | 12 |
| Regie | Marcos Carnevale |
Starttermin: 30.05.2025 | Netflix
Zwischen Abschied und Neubeginn
Das Herz steht seit jeher als Sinnbild für Leben, Liebe und Menschlichkeit – der Ursprung unserer Gefühle, unserer Identität und genau deswegen für viele weit mehr als nur ein Muskel, ein Organ, das den Körper mit Blut versorgt. Doch wenn das Ende eines Lebens zugleich den Anfang eines neuen markiert, dann ist es genau das: ein Organ, das weiterhin schlägt und Leben ermöglicht. Eine nüchterne Tatsache, die es einem Mann ermöglicht zu leben, dank des Herzen eines anderen – in Marcos Carnevales “Tief im Herzen”.

Und darum geht es…
Juan Manuel (Benjamín Vicuña) steht als erfolgreicher Unternehmer mitten im Leben, doch innerlich ist er leer – bis ihm eine lebensrettende Herztransplantation die Richtung weist, die sein rational getaktetes Dasein längst verloren hat. Als er erfährt, dass das neue Herz einem verstorbenen Familienvater namens Pedro (Facundo Espinosa) aus einfachen Verhältnissen gehörte, wird seine Neugier zur stillen Obsession. Er begegnet Valeria (Julieta Díaz), der Witwe des Spenders, zunächst aus einem inneren Bedürfnis nach Sinn – doch was als Suche beginnt, wird zur emotionalen Annäherung.

Klischees statt Herzblut
Es ist nicht das erste Mal, dass sich Marcos Carnevale an ein Netflix Original wagt. Bereits mit seiner Tragikomödie “Goyo” zeigte der Argentinier ein Herz für emotional aufgeladene Geschichten – und scheiterte, ähnlich wie jetzt auch bei “Tief im Herzen“, an der Umsetzung. Im Kern tragen beide Filme eine ähnliche Handschrift: menschliches Drama, warmherzig aufgearbeitet, gespickt mit Humor. Eine Mischung, die mit weniger Rührseligkeit und Klischeeverliebtheit durchaus das Zeug zu etwas Echtem und Berührendem gehabt hätte. Wo “Goyo” der Autismus-Thematik noch mit hinreichend Respekt und Verständnis begegnete, verkommen die angeteaserte Auseinandersetzung mit Organspenden und Wohnraumprivatisierung schnell zum zweckdienlichen Rahmen für eine belanglose Geschichte über Selbstfindung.

Als wäre Juans Selbstfindungstrip vom skrupellosen Immobilienhai zum sozial engagierten Weltverbesserer nicht schon plakativ genug, verwässert “Tief im Herzen” die Erzählung dann auch noch um eine völlig deplatzierte Liebesgeschichte. Juans neues Herz nämlich schlägt, wie zuvor schon in der da noch lebenden Brust seines lebensrettenden Spenders, für eben dessen Frau. Kitsch ohne doppelten Boden – eingebettet in eine handelsübliche RomCom-Dramaturgie. Echte Entwicklungen sucht man in “Tief im Herzen” ohnehin vergeblich, weder auf der Seite der Figuren noch auf der der Erzählung. Was dann noch bleibt, sind eine Handvoll müde Gags, zumeist albern, und ein Drehbuch, dem es weder nachvollziehbar noch emotional gelingt, Juans radikalen Wandel auf den Bildschirm zu transportieren.

Fazit
“Tief im Herzen” wagt einen halbherzigen Versuch, das Publikum mit Klischees um den Finger zu wickeln – und scheitert selbst dabei!


