| Titel | Dept. Q |
| Genre | Krimi, Thriller |
| Jahr | 2025 |
| FSK | 12 |
| Creator | Scott Frank |
Starttermin: 29.05.2025 | Netflix
Zwischen Vertrautem und Potenzial
Nachdem Harlan Cobens Thriller inzwischen gefühlt schneller verfilmt werden als sie geschrieben sind, bringt Netflix mit “Dept. Q” nun frischen Stoff aus dem Norden – allerdings mit einem Twist. Scott Frank, bekannt für “Das Damengambit”, macht sich an die düsteren Cold Cases – und verlegt das Ganze kurzerhand von Kopenhagen ins regnerische Edinburgh. Die Frage ist also weniger, wie treu die Adaption der Vorlage bleibt, sondern vielmehr: Was passiert, wenn skandinavischer Fatalismus auf britische Melancholie trifft? “Dept. Q” verspricht keine einfache Kopie, sondern eine eigenständige Neuinterpretation – mit genug Spielraum für Überraschungen, Abgründe und Eigenwilligkeiten. Also alles, was der Großteil der Coben-Adaptionen bislang vermissen ließ – aber wird dieses Versprechen auch eingelöst?

Und darum geht es…
Nach einem traumatischen Einsatz, der einen Kollegen das Leben kostete und Carls Partner querschnittsgelähmt zurückließ, zieht sich der einst brillante Ermittler Carl Mørck (Matthew Goode) ins berufliche Abseits zurück. Zurück im Dienst, wird ihm widerwillig die Leitung einer neuen Sondereinheit namens Abteilung Q übertragen – einem Archiv für ungelöste Fälle, das mehr politisches Feigenblatt als echte Ermittlungsarbeit sein soll. Carl versinkt zunächst in Lethargie, verbringt seine Tage mit Kartenspielen und Selbstmitleid. Doch als er beginnt, alte Akten durchzusehen, regt sich in ihm erneut der Drang, die Wahrheit ans Licht zu bringen. Mithilfe eines kleinen, eigenwilligen Teams entwickelt sich das Kellerbüro der Abteilung bald zu einem Ort für all jene, die anders denken – und anders ermitteln.

Unser Eindruck nach den ersten beiden Episoden
“Dept. Q” bemüht sich sichtlich, mehr zu sein als ein weiterer nordisch angehauchter Serienkrimi, schlägt mit der bleiernen Stimmung und den beschädigten Protagonist*innen am Ende doch in dieselbe Kerbe. Der Ton ist durchweg schwer, fast erdrückend, die Dialoge schwanken zwischen kernigem Zynismus und klischeehaftem Pathos, und auch die Figurenzeichnung fällt ambivalent aus. Dass der abgewrackte Ermittler längst kein Novum mehr im Genre ist, weiß das Netflix Original durch die nuancierte Performance von Matthew Goode immerhin stellenweise zu kaschieren. Dadurch kommt “Dept. Q“ solide, stellenweise packend, atmosphärisch dicht daher – aber nie wirklich herausragend. Zu vieles wirkt vertraut, nicht weniges zu kalkuliert.

Dass sich das Skript genügend Zeit nimmt, um die Geschichte und ihre Figuren atmen zu lassen, ist durchaus ein Pluspunkt – ebenso wie die düstere Bildsprache, die vor allem dann überzeugt, wenn sich die Erzählung in klaustrophobische Räume zurückzieht und das Bildformat auf ein enges 4:3 zusammenschneidet. Gerade in diesen Momenten offenbart sich das Potenzial der Serie: Wenn visuelle Enge, narrative Verknappung und psychische Isolation ineinandergreifen, entsteht eine beklemmende Dichte, die das Genre kurzzeitig auf ein höheres Niveau hebt. Leider bleiben diese Passagen, ähnlich wie die Einbettung von Mørcks Trauma Ausnahmen – zu selten wagt „Dept. Q“ stilistisch wie inhaltlich den Schritt aus dem Schatten seiner Vorbilder.

Fazit
„Dept. Q“ gehört sicherlich mit zu den besseren Kriminalgeschichten, die Netflix zu bieten hat, vermag es dabei dennoch nur selten über vertraute Genrepfade hinauszublicken!


