| Titel | Peter Pan’s Neverland Nightmare |
| Genre | Horror, Thriller |
| Jahr | 2025 |
| FSK | 18 |
| Regie | Scott Jeffrey |
Heimkinostart: 10.06.2025
Der nächste Kindheitsheld greift zum Messer
Das Nimmerland war einst ein Ort der Flucht – ein Raum für Sehnsucht, Kindlichkeit, Unschuld. In “Peter Pan’s Neverland Nightmare” verwandelt sich diese Welt in eine verfaulte Ruine: düster, brutal, verroht. Scott Jeffrey erzählt den Mythos nicht neu, er seziert ihn gnadenlos. Sein Peter Pan ist kein Symbol ewiger Jugend mehr, sondern ein blutverschmierter Spiegel infantiler Gewalt, die entsteht, wenn Träume verwesen. Ein spannender Ansatz, der in Anbetracht der katastrophalen Vorarbeit von “Winnie the Pooh: Blood and Honey” leider kaum Hoffnung auf eine wirklich gelungene Neuinterpretation lässt. Das Ergebnis hingegen überrascht dann doch – wenn auch nicht immer im positiven Sinn.

Und darum geht es…
Wendy Darling (Megan Placito) lebt mit ihrer Mutter Mary (Teresa Banham) und ihren Brüdern John und Michael in einem ruhigen Vorort. An Michaels Geburtstag verschwindet dieser spurlos. Schnell wird klar, dass der entstellte Ex-Zirkusclown Peter Pan (Martin Portlock) dahintersteckt. Verzweifelt macht sich Wendy auf die Suche nach ihrem Bruder und stößt dabei auf immer dunklere Abgründe. Ihre Jagd führt sie durch verlassene Häuser und finstere Wälder – bis sie schließlich das grausame Herz des Albtraums erreicht: Peters selbst geschaffenes Nimmerland.

Blutrausch statt Feenstaub
Vom Strumpfhosen-tragenden Jungen, der nicht erwachsen werden will, ist in “Peter Pan’s Neverland Nightmare nicht mehr viel übrig. Hier gibt es keine fantasiereich gestalteten Welten, keine Magie, kein kindliches Staunen. Das Nimmerland wird zur vergilbten Crackhöhle, Peter Pan zum entfesselten Psychopathen, expressiv, irgendwo zwischen Joaquin Phoenix’ Joker und The Grabber aus „The Black Phone“. Doch was zunächst bedrohlich wirkt und abgründigen Horror mit psychologischem Tiefgang in Aussicht stellt, nutzt sich schnell ab. Dieser Peter schreit, zuckt, grinst – doch hinter dem Wahnsinn liegt keine Tragik, sondern Leere. Die Figur bleibt Projektion, nicht Person. Selbst der sadistische Impuls wirkt mechanisch, routiniert – als hätte man die Essenz des Bösen in eine Checkliste verwandelt.

Jeffrey setzt ganz auf Konfrontation: Körper werden verstümmelt, Gesichter entstellt, Kindheitstraum zerstört. Doch je mehr “Peter Pan’s Neverland Nightmare” provozieren will, desto kalkulierter wirken die Grenzüberschreitungen. Die Gewalt ist nicht kathartisch, nicht symbolisch – sondern bloße Behauptung von Bedeutung. Und dennoch: Im Vergleich zu “Winnie the Pooh: Blood and Honey”, der nicht mehr sein wollte, als ein handelsüblicher Slasher und selbst dabei versagte, wirkt der wenig kindgerechte Ausflug in die nächste Kindheitsruine fast schon ambitioniert. Der Gore ist brutaler, reifer, handwerklich präziser – weniger infantil in seiner Grausamkeit, klarer in seiner Ästhetik. Selbst die “Terrifier”-Reihe, seines Zeichens ein dem Splatterrausch frönendes Schlachtfest, wirkt dagegen pubertär.

Besser als der Bär – aber nicht gut!
Wie “Winnie the Pooh: Blood and Honey” ist auch “Peter Pan’s Neverland Nightmare” Teil eines fragwürdigen Trends: geliebte Kindheitsfiguren in ultrabrutale Horror-Ikonen zu verwandeln. Es ist ein kalkulierter Tabubruch, der Schock mit Subversion verwechselt. Doch während “Blood and Honey” und dessen Fortsetzung selbst daran scheitert, eine inszenatorische Linie zu finden, zeigt “Neverland Nightmare” zumindest Ansätze von filmischer Handschrift. Die Produktion ist solider, der Ton konsequenter, der Horror reifer. Im direkten Vergleich gewinnt Peter Pan – und das deutlich. Doch ein besserer Film ist noch lange kein guter. Wo Reflexion möglich wäre, bleibt reiner Effekt. Am Ende steht ein Werk, das mehr weiß, was es nicht sein will, als was es sein könnte – das Potenzial jedenfalls wäre da gewesen.

Fazit
“Peter Pan’s Neverland Nightmare” ist das überlegene Scheitern. Reifer, stimmiger, brutaler als seine trashige Konkurrenz rund um Winnie the Pooh und Konsorten – aber dennoch ein unrunder Film, der Düsternis mit Tiefe verwechselt!



