DER WATCHDOG

Titel	Ihr größter Fan
Genre	Komödie
Jahr	2025
FSK	12
Regie	María Torres

Kein großer Fan

Cancel Cultur – eine zweischneidige Waffe. Was als notwendiger gesellschaftlicher Diskurs begann, hat sich zunehmend zu selbstgerechten Moraloffensive entwickelt, in dem die Unterscheidung zwischen Verfehlung und Verurteilung zu verschwimmen droht. Die Auswirkungen dieser Entwicklung auf die öffentliche Wahrnehmung und die Karrieren von Einzelpersonen sind deutlich spürbar – besonders in der Welt des Showbusiness. Ein komplexes Thema, das auch im mexikanische Netflix Original “Ihr größter Fan” seinen Platz findet – dabei aber jede Form von Gravitas oder Dringlichkeit vermissen lässt.

Und darum geht es…

Lana Cruz (Kate del Castillo), einst Hollywood-Star, verliert ihre Karriere über Nacht, als sie versehentlich einen Fan bei einer Veranstaltung ohrfeigt. In den USA zur Persona non grata degradiert, sieht sie sich gezwungen eine Auszeit einzulegen. Auf der Suche nach einem Neuanfang kehrt sie ein Jahr später für ein ungewöhnliches Indie-Filmprojekt in ihre Heimat Mexiko zurück. Doch die Dreharbeiten entpuppen sich schnell als wahrer Albtraum. Während sie sich mit den Herausforderungen des Projekts herumschlägt, trifft sie auf Polly Melgar (Diana Bovio), die sich als ihr größter Fan zu erkennen gibt. Was durch Pollys auffällige Social-Media-Präsenz wie eine willkommene Unterstützung für Lana aussieht, entwickelt sich bald zu einem chaotischen Durcheinander, das Lanas ohnehin schon zerrüttete Welt weiter auf den Kopf stellt.

Eine Komödie ohne Lacher

Kaum ein Genre lebt so ungerührt von der Wiederholung wie die Komödie – und wird dafür erstaunlich selten zur Rechenschaft gezogen. Trotz wiederkehrender Muster und vorhersehbarer Dramaturgie gelingt es ihr nicht selten, genau daraus ihren Reiz zu schöpfen – aus dem Spiel mit dem Erwartbaren, nicht dem Bruch damit. Auch “Ihr größter Fan” macht keinen Hehl daraus, im Fahrwasser vertrauter Mechanismen zu navigieren, lässt dabei jedoch den einen, alles entscheidenden Punkt außer acht, der dafür sorgt, dass das erhofft unterhaltsame Unterfangen Früchte trägt: die Komik. 90 Minuten, keine Pointe – und der Unterhaltungswert steuert unaufhaltsam in Richtung Nulllinie. Wessen Mundwinkel auch nur einen winzigen Ausschlag gen Augenpartie macht, werfe den ersten Stein.

Nach einem notdürftig ausgehandelten Einstieg mit Fingerzeig gen Cancel Cultur, unglaubwürdig und ideenlos in Szene gesetzt, stolpert Ihr größter Fan durch einen überraschungsarmen Plot, gesäumt mit unlustigen Slapstick-Einlagen. Ein bisschen Branchensatire, ein paar selbstreflexive Seitenhiebe auf das Filmbusiness – doch alles bleibt oberflächlich, flach inszeniert und seltsam mutlos. Die Figuren wirken wie Abziehbilder, die Dialoge pendeln zwischen bemüht lässig und peinlich hölzern. Selbst die wenigen Ansätze von Ironie verhallen ungenutzt im leeren Raum. Am Ende bleibt weder ein Lacher noch eine nachhaltige Erkenntnis – nur das Gefühl, einer Idee beim Verpuffen zugesehen zu haben.