DER WATCHDOG

Titel	Carjackers
Genre	Thriller, Action
Jahr	2025
FSK	16
Regie	Kamel Guemra

Das französische “Fast & Furious”?

Schnelle Autos, coole Typen, schöne Frauen – das “Fast & Furious”-Konzept ist einfach nicht totzukriegen. Egal wie sehr sich der Zeitgeist wandelt, egal wie innovativ sich die Kinolandschaft zeigt – PS-starken Motoren brüllen lauter als jede Kritik. Filme wie “The Fast and the Furious” und Konsorten versprechen Eskapismus auf der Überholspur, in eine Welt, in der Pferdestärken mehr zählen als Charakterzeichnung und Geschwindigkeit wichtiger ist als Logik. Doch wie lange lässt sich dieses abgefahrene Profil noch drehen, bevor das Gummi endgültig verschlissen ist? Die Physik wurde längst außer Kraft gesetzt, die Geschichten recyceln sich schneller als ein Satz Reifen. Und doch – Benzin bleibt im Blut. Solange der Motor röhrt, geht die Jagd weiter. Auf der Flucht vor dem Fortschritt, unaufhaltsam Richtung Horizont. Im Windschatten dieser Tradition drückt auch “Carjackers” aufs Gas – um dann plötzlich doch noch einen anderen Weg einzuschlagen.

Und darum geht es…

Nach außen mögen Nora (Zoé Marchal) und ihre Kolleg*innen Zoé (Chilla), Prestance (Alassane Diong) und Steve (Bosh) wie ganz normale Hotelangestellte wirken, doch hinter der Fassade steckt ein gefährliches Doppelleben. Ihr Job dient lediglich als Tarnung, um unbemerkt die Luxuskarossen wohlhabender Gäste zu entwenden. Doch als ein Diebstahl nicht wie geplant verläuft und die Gruppe plötzlich ein Auto mit brisanter Fracht in den Händen hält, gerät ihr sorgfältig orchestriertes System ins Wanken. Verfolgt vom skrupellosen Auftragskiller Elias (Franck Gastambide) finden sie sich in einem tödlichen Katz-und-Maus-Spiel wieder – und der Wettlauf gegen die Zeit beginnt!

Mehr reden, weniger rasen – und noch weniger carjacken

Rapide et Furieux – so, oder so ähnlich würde das beliebte Franchise rund um Dominic Toretto wohl heißen, wäre die Idee einer Gruppe Geschwindigkeit-besessener Outlaws nicht aus den USA, sondern aus Frankreich entsprungen. Wie die “Fast & Furious”-Reihe dann wohl ausgesehen hätte? “Carjackers” liefert einen kleinen Ausblick darauf, wenngleich sich das französische Amazon Original dann doch in eine gänzlich andere Richtung entwickelt. Doch bis dato stimmt die Zutatenliste: Mit Franck Gastambide („Lohn der Angst“) wäre da schon mal das passende Vin Diesel-Pendant gefunden, ebenfalls glatzköpfig, schauspielerisch limitiert und ähnlich hölzern in Gestik und Mimik. Hinzu kommen die obligatorischen Verfolgungsjagden – deutlich geerdeter, weniger ausladend, aber durchaus vorhanden – und zu guter Letzt natürlich auch die Familie. Wer gemeinsam krumme Dinger dreht, braucht keine Blutsverwandtschaft für den ewigen Bund der familiären Loyalität. Das französische “F & F”-Äquivalent ist “Carjackers” aber trotzdem nicht.

In “Carjackers” wird mehr geballert als gerast – und noch mehr gequatscht. Ge-carjacked wird entgegen dem Titelversprechen ebenfalls wenig und wenn, dann handelt es sich dabei streng genommen eher um bewaffnete Raubüberfälle. Wer sich jetzt aber an unwichtigen Wortdefinitionen aufhängen möchte, kann sich ewig weiter in Rage Reden und bei einem bestellten Whiskey Sour, der sich bei in Nahaufnahme eingefangen Zubereitung klar als Old Fashione zu erkennen gibt, vom Hundertsten ins Tausendste verlieren. Die Probleme nämlich liegen woanders. Während die Geschichte als bodenständiger “Fast & Furious”-Klon beginnt, ohne große Überraschungen und Spaßfaktor, entfremdet sich Carjackers” zunehmend zum schonungslos-dreckigen Genrefilm, der dann zwar deutlich besser unterhält, aber immer noch an schwachem Schauspiel, flachen Charakteren und unglaubwürdiger Dramaturgie leidet. Was also macht den Vergleich zur Action-Reihe aus Übersee überhaupt so plausibel? Wahrscheinlich, weil sie beide einfach nicht gut sind.

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