DER WATCHDOG

Titel	In der falschen Spur
Genre	Komödie, Drama
Jahr	2025
FSK	12
Regie	Hallvar Witzø

Raus auf dem Tief, rauf auf die Piste!

Für viele ist Sport weit mehr als bloße Bewegung – er ist eine verlässliche Konstante. Ein Taktgeber in einer Welt, die flimmert, taumelt, rast und im nächsten Moment abrupt zum Stillstand kommt. Routine trifft auf Einsatz, Wiederholung auf Fortschritt. Es sind die kleinen Rituale, die Halt geben: das Schnüren der Schuhe, der erste Schritt, der gleichmäßige Rhythmus des Atems. Beständigkeit in ihrer reinsten Form. Eine Auseinandersetzung mit sich selbst, denn: Wer sich bewegt, bleibt nicht stehen – und manchmal ist genau das die Antwort auf alles. Die schwedische Tragikomödie “In der falschen Spur” erzählt von einer Frau am Tiefpunkt, die genau das erkennen muss.

Und darum geht es…

Die alleinerziehende Mutter Emilie (Ada Eide) ist am Tiefpunkt angelangt. Ohne feste Arbeit, dafür mit einem chronisch leeren Konto und einem ungesunden Hang zum Alkohol ist sie alles andere als das, was man unter einem guten Vorbild versteht. Eine Ansicht, die auch ihr Exmann so sieht – und prompt das alleinige Sorgerecht für die gemeinsame Tochter Lilli beantragt. Als Emilies Wohnung dann auch noch wegen eines Wasserschadens unbewohnbar wird, bleibt ihr nichts anderes übrig, als bei ihrem Bruder Gjermund (Trond Fausa Aurvåg) und dessen Frau Silje (Marie Blokhus) unterzukommen. Die perfekte Chance für ihre besorgte Familie, Emilie endlich zur Vernunft zu bringen – und was eignet sich besser dazu, eine verlorene Seele wieder in geordnete Bahnen zu leiten, als ein neues Projekt: In einem Monat soll Emilie an einem Ski-Marathon teilnehmen – nur blöd, dass sie nicht Ski fahren kann.

Auf den verschneiten Pfaden zur Selbstfindung

“In der falschen Spur” ist lebensbejahendes Feelgood-Kino, für den kleinen Bildschirm, angesiedelt in die wunderschönen Schneelandschaften Norwegens. Klein, unschuldig und auch ein wenig naiv, aber mit dem Herzen am rechten Fleck. Eine Geschichte über das Übersichhinauswachsen, die Selbstfindung und letztlich auch die Kraft, sich den eigenen Ängsten und Zweifeln zu stellen, um gestärkt aus ihnen hervorzugehen. Klingt kitschig – ist es auch, aber auf eine angenehme Art. Um sich auf diesen erheiternden Gefühlszustand jedoch richtig einlassen zu können, bedarf es dennoch der Gabe, über diverse dramaturgische Schwächen hinwegzusehen – und das fällt nicht immer einfach. Das Problem zeigt sich gleich zu Beginn, verläuft sich dann jedoch mit fortlaufender Spielzeit in den schneeweißen Weiten der skandinavischen Alpen.

Während Emilie im Skilanglauf endlich einen Weg findet, sich ihren Problemen zu stellen, entpuppt sich der verbissene Ergeiz ihres Bruders Gjermund als zwanghafter Eskapismus, um sich vor seinen zu verstecken. Bedauerlicherweise verpasst es “In der falschen Spur” in der Exposition eine emotionale Fallhöhe zu schaffen, die Emilies vermeintlichen Ausbruch aus dem Tief glaubhaft vermittelt. Die gescheiterte Mutter kauft man der von ein paar Stolpersteinen mal abgesehen, doch recht gesattelte Frau nicht ab – daran ändern auch ein kleiner One Night Stand und das öffentliche Urinieren im Stadtpark nichts. Trotz ihres eigentlich nie bedenklichen Lebensstils wird die prompt vollzogene Schmetterlingsentpuppung zur engagierten Sportlerin im Folgenden seitens des Drehbuchs kaum untermauert. Ist dieses Hindernis aber erst einmal überwunden – ab der Hälfte ist man aus dem Gröbsten raus – kann “In der falschen Spur” seine positive Botschaft entfalten und das Publikum in eine angenehme Wohlfühlatmosphäre entführen.

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