| Titel | Dead Talents Society |
| Genre | Horror, Komödie |
| Jahr | 2024 |
| FSK | 16 |
| Regie | John Hsu |
Starttermin: 27.03.2025 | Netflix
Taiwan sucht den Supergeist
„Dead Talents Society“ feiert seine Deutschlandpremiere im Rahmen der Fantasy Filmfest White Nights 2025 und reiht sich damit in die beeindruckende Tradition taiwanesischer Genrefilme ein, die in den letzten Jahren weltweit für Aufmerksamkeit gesorgt haben, wie beispielsweise „The Sadness“ oder „Incantation“. In seinem neuesten Werk erinnert John Hsu an Kultfilme wie „Beetlejuice“ und gewährt einen Blick auf die kunterbunte Unterwelt.

Und darum geht es…
Catherine (Sandrine Pinna) ist eine bekannte Diva in der Geisterwelt, die Hunderte von Hotelgästen in Angst und Schrecken versetzt hat und zur düsteren Legende wurde. Doch die junge Generation schläft nicht: Ihr Protégé Jessica (Eleven Yao) fällt ihr in den Rücken und startet selbst als Internetlegende durch. Frustriert vegetiert Catherine in ihrem Hotelzimmer vor sich hin, in dem die Gäste ausbleiben oder sich nicht mehr fürchten – bis ihr Agent Makoto (Chen Bolin) auf die Idee kommt, die kürzlich Verstorbene Cho (Gingle Wang) unter seine Fittiche zu nehmen und mit der Hilfe von Catherine zu einem Star zu machen.

Taiwanesischer Horror mit Herz und Witz
Eine erschreckende Vorstellung, dass Kapitalismus und Existenzängste selbst im Tod noch quicklebendig sind. Genau diesen unheimlichen Gedanken nutzt Regisseur John Hsu als originelle Prämisse für seine Horrorkomödie. Manchmal kommen Filme mit einer frischen Idee aus dem Nichts, die so offensichtlich gut funktioniert, dass man sich fragt, wieso niemand zuvor darauf gekommen ist – „Dead Talents Society“ ist einer dieser Filme. Obwohl der Tod und das Jenseits im Mittelpunkt des Geschehens stehen, versteht sich Hsus Film als Coming-of-Age-Geschichte über die Ängste, ein Niemand zu sein, nichts zu erreichen und eine Enttäuschung für die Menschen zu sein, die einem am wichtigsten sind. Etwas, das in der asiatischen Kultur sicher weitaus tiefer verankert ist, aber dennoch auch eine universelle Angst darstellt, mit der sich so gut wie jeder identifizieren kann. „Dead Talents Society“ beginnt als typischer Horrorfilm im Stil von kultigen Asia-Horrorfilmen wie „The Ring“ oder „The Grudge“, nimmt aber sehr schnell eine Wendung ins Komödiantische und beweist viel Herz und Humor – ähnlich wie eine gewisse feinfühlige Vampirin, die letztes Jahr ebenfalls auf dem Fantasy Filmfest begeistern konnte.

Hsu gelingt der Spagat zwischen Horror und Komödie außerordentlich gut, auch wenn der Humor deutlich prägnanter ist. Die Horrorkomödie ist nie wirklich übermäßig gruselig, was aufgrund der ulkigen Storyline auch Sinn ergibt, spielt aber geschickt mit der Art von Szenen, die wir aus dem Genre gewohnt sind, und überzeugt mit ihren blutigen Effekten, dem gekonnten Einsatz von Beleuchtung und den Performances des talentierten Casts. Horrorfans, die in ihren Filmen nach Logik suchen, sollten hier Abstand halten. Die Geister können essen, Dinge berühren und verfügen über allerhand Technik sowie eigene Fernsehsender. Wie das genau funktioniert? Das will und muss Hsu nicht erklären. Es ist fast so, als existiere sein Werk in einer eigenen Realität mit eigenen Regeln. Der Regisseur legt mehr Wert darauf, eine Geschichte zu erzählen, die im Horrorgenre angesiedelt ist und emotionales Gewicht hat. Neben der bereits erwähnten Thematik über Erfolgsdruck und Selbstzweifel funktioniert „Dead Talents Society“ auch als Mediensatire. Der Film behandelt die Oberflächlichkeit der Entertainmentwelt und – ähnlich wie der Megaerfolg „The Substance“ – die Last, sich mit der jüngeren Generation vergleichen und konkurrieren zu müssen. Dabei ist Hsu nicht immer ganz subtil, aber dadurch nicht weniger effektiv. Und der exzellente Humor gleicht viele Makel wieder aus.

Fazit
John Hsus „Dead Talents Society“ hat alles, was eine gute Horrorkomödie ausmacht: viel Witz und blutige Effekte. Doch die wahre Stärke liegt in der menschlichen Nuance der Geschichte, die mit viel Herz und Emotionen überzeugt.

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