DER WATCHDOG

Titel	Außer Kontrolle
Genre	Thriller, Action
Jahr	2025
FSK	16
Schöpfer	Filippo Gravino

All Cops Are Bastards

Der Traum vom Polizist*innen-Dasein hat ihren Ursprung meist in der Unschuld der Kindheit und endet in der ernüchternden Komplexität des Lebens. Was einst als heroischer Wunsch nach Gerechtigkeit begann, verwandelt sich, im Berufsalltag erst einmal angekommen, in einen Kampf gegen unsichtbare Gegner: Bürokratiemonster, moralische Grauzonen, der stetige Druck, keine Fehler zu machen. Wer die Schwächeren beschützen möchte, gerät selbst in prekäre Situationen, streng beäugt von der Öffentlichkeit, im Fadenkreuz der Erwartungen der Gesellschaft, den Herausforderungen der Straße, den eigenen Zweifeln. Entscheidungen, die in Sekunden fallen, entscheiden über das ganze Leben vieler – auch das eigene. Da heißt es Ruhe bewahren, vor allem dann, wenn die Situation “Außer Kontrolle” gerät – so wie in der brandneuen Netflix Serie aus Italien!

Und darum geht es…

Rom: Die Lage im Val di Susa nähert sich dem Siedepunkt: Eine aufgeheizte Nacht voller Konflikte stellt die Einheit auf eine harte Probe. Wachsende Unzufriedenheit in der Bevölkerung erschüttert die staatlichen Institutionen, und das von gewaltsamen Ausschreitungen geprägte Chaos auf den Straßen verlangt den örtlichen Einsatzkräften alles ab. Mitten in diesem Strudel aus Gewalt liegt es an den Beamt*innen Mazinga (Marco Giallini), Marta (Valentina Bellè) und Salvatore (Pierluigi Gigante), die Kontrolle zu bewahren. Doch als wäre das noch nicht genug, sorgen interne Spannungen dafür, dass die Einheit zusätzlich unter Druck gerät.

Unser Fazit nach den ersten beiden Episoden

Basierend auf dem provokant betitelten Roman „ACAB – All Cops Are Bastards“ des Investigativjournalisten Carlo Bonini wagt “Außer Kontrolle”, wie auch schon seine literarische Vorlage aus dem Jahr 2009, einen ungefiltert-rohen Blick hinter die Kulissen der italienischen Spezialeinheiten zur Aufstandsbekämpfung – Gewalt und autoritären Machtstrukturen inklusive! Statt jedoch hinreichend den inneren Konflikten der Polizei in Italien auseinanderzusetzen, wirkt die sechs Episoden umfassende Netflix Serie doch größtenteils auf klischeebehaftete Weise reduziert, wodurch die komplexe Realität der Polizeiarbeit und die gesellschaftlichen Spannungen nur oberflächlich angekratzt werden, ohne eine tiefere Reflexion zu bieten. “Außer Kontrolle” orientiert sich dadurch weit näher an das US-amerikanischen Blockbusterkino als an die tiefgründige und packende Erzählweise eines „Les Misérables – Die Wütenden“, die den Fokus auf komplexe gesellschaftliche Dynamiken legt.

“Außer Kontrolle” wird der angestrebten Portraitierung von psychischer Belastung und den moralischen Dilemmata des mobilen Einsatzkommandos nur bedingt gerecht. Statt ihre Figuren hinreichend zu erkunden, begnügt sich die Romanadaption damit, die Einheit als stereotyper Haufen harter Hunde dargestellt, die sich größtenteils auf Klischees des Actionkinos beschränken und abseits dessen wenig emotionale Tiefe bereithalten – trotz marginaler Ausflüge in deren Privatleben. Demgegenüber stehen eine stimmige Inszenierung und wuchtige Bilder, die immer wieder Momente intensiver Beklemmung erzeugen, in ihrer Intensität aber nie überwältigende Ausmaße erreichen, wie es beispielsweise “Athena“ vor einigen Jahren auf Netflix gelang. Ähnlich monumentale Gefühle wie die atemberaubende, lange Plansequenz zu Beginn des französischen Vergleichswerks sucht man in “Außer Kontrolle” vergeblich. Doch was noch nicht ist, das kann ja noch werden – nach zwei Episoden ist der Funke jedenfalls nur bedingt übergesprungen.

Wie hat Dir „Außer Kontrolle“ gefallen?