DER WATCHDOG

Titel	Little Bone Lodge
Genre	Horror, Thriller
Jahr	2023
FSK	16
Regie	Matthias Hoene

Hinter verschlossenen Türen

Blut tropft, Türen knarren, Schreie hallen durch verlassene Häuser – die Themen des Horrorgenres wirken oft wie ein endloser Kreis. Dämonen, maskierte Killer, gespenstische Kinder: Alles schon gesehen, alles schon gefürchtet. Doch die wahre Frage lautet nicht, was erzählt wird, sondern wie. Es ist die Inszenierung, die entscheidet, ob der Schrecken unter die Haut geht oder wirkungslos verpufft. Spannungsbogen, Kameraführung, Schauspiel – Elemente, die, richtig eingesetzt, aus einem 08/15-Szenario ein Meisterwerk machen. Wenn Horror repetitiv erscheint, liegt es an Filmen, die sich auf Klischees ausruhen. Innovation entsteht nicht durch neue Themen, sondern durch den Mut, Altbekanntes radikal neu zu visualisieren. Nun ist “Little Bone Lodge” zwar kein Meisterwerk und doch ein Paradebeispiel dafür, wie positiv sich handwerkliches Können auf bekannte Motive auswirken können!

Und darum geht es…

Rose (Joely Richardson) führt mit ihrer Tochter Maisy (Sadie Soverall) und ihrem an den Rollstuhl gefesselten Mann Arnold (Roger Ajogbe) ein beschauliches, ländliches Leben auf einer abgelegenen Farm in den schottischen Highlands. Als es in einer stürmischen Nacht an der Tür klopft, stehen die schwer verletzten Brüder Matty (Harry Cadby) und Jack (Neil Linpow) vor der Tür. Nach einem Autounfall bitten sie verzweifelt um Obdach und medizinische Hilfe. Widerstrebend gewährt Rose den Brüdern Einlass – doch was als Geste der Nächstenliebe beginnt, entwickelt sich bald zu einem gefährlichen Spiel aus Täuschung und Gewalt, bei dem nichts so zu sein scheint, wie zunächst gedacht…

Die Inszenierung macht den Unterschied!

Es ist nicht die erste verregnete Nacht mit überraschendem Herrenbesuch und ganz sicher nicht das erste Mal, dass sich eben jener als weit gefährlicher entpuppt, als er es dem gastfreundlichen Haushalt Glauben lassen möchte – und doch erweist sich “Little Bone Lodge” als einer der kreativsten Filmen dieser Art. Dass sich der Home Invasion Thriller rein inhaltlich an genau das hält, was viele ähnlich ausgerichtete Horrorfilme vor ihm schon für sich zu nutzen wusste, macht die britische Genreproduktion mit einem feinen Gespür für atmosphärische Bilder und stimmungsvolles musikalisches Ambiente wieder wett. Während pointiert eingesetzte Dutch Angeles – die Kamera neigt sich und transportiert dadurch ein maximal unbehagliches Gefühl – die Nerven des Publikums straffen, verstärkt das unterschwellig dröhnende Klangbett die klaustrophobische Enge des Settings und sorgt für eine durchgehend beklemmende Atmosphäre. Matthias Hoene inszeniert seine Geschichte mit einer Präzision, die deutlich macht, dass er das Genre versteht und seine Mittel mit Kalkül einzusetzen weiß.

Während andere Vertreter des Home Invasion Subgenres oft Gefahr laufen, sich in Vorhersehbarkeit und übermäßigem Blutvergießen zu verlieren, legt “Little Bone Lodge” seinen Fokus von Anfang an auf die psychologischen Komponenten des Horrors und bleibt dieser Linie bis zum Ende treu. Das Drehbuch spielt dabei geschickt mit Machtverhältnissen und Sympathien, indem es die Perspektive auf die Figuren immer wieder leicht verschiebt. Die Erkenntnis, dass hier nichts so ist, wie es scheint, arbeitet indes der gezielt angesteuerten Suspense zu und lässt sich nicht etwa auf ein Fehlverhalten des Skripts zurückführen. “Little Bone Loge” lädt das Publikum förmlich dazu ein, den doppelten Boden stückweise zu durchdringen – und genau darin liegt der Reiz. Da kann man auch über das verhältnismäßig schwache Finale hinwegsehen.

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