| Titel | In a Violent Nature |
| Genre | Horror |
| Jahr | 2024 |
| FSK | Spio/JK: Keine schwere Jugendgefährdung |
| Regie | Chris Nash |
Heimkinostart: 12.12.2024
Blutig, brutal, bahnbrechend? Ein Slasher-ExperimenT
Während hormongetränkte Teenager*innen wahlweise in schummrigen Wäldern oder luxuriösen Sommerhäusern ihrem süßen Leben frönen, verharren Jason, Myers und Konsorten meist hinter den Kulissen, in Lauerstellung auf ihren großen Einsatz – die Macheten, Küchenmesser und Hackbeile bereits im Anschlag. Darüber wie das augenscheinlich monotone Leben des Bösen im Off-Screen aussehen könnte, während sich die potenzielle Beute mit Sex, Drugs und sonstigen Sündhaftigkeiten im Vordergrund vergnügt, hat sich auch Chris Nash gedanken gemacht. Sein bereits vor Kinostart auf diversen Filmfestivals zum heimlichen Horrorstar des Jahres avancierter Backwoods-Slasher “In a Violent Natur” dreht den bekannten Genre-Spieß um und zeigt, das ultrabrutaler Splatter weitaus mehr Facetten zu bieten hat, als holprig formuliertes Trash-Kino der Marke “Terrifier”!

Und darum geht es…
Als eine Gruppe Teenager*innen (u.a. Andrea Pavlovic, Cameron Love) eine mysteriöse Kette aus einer verfallenen Hütte in einem abgelegenen Waldgebiet entwendet, beginnt sich der lose Erdboden langsam zu bewegen, bis sich schließlich die menschlichen Überreste von Johnny (Ry Barrett) aus seinem feuchten Grab erheben. Vor 60 Jahren wurde der entstellte Untote Opfer einer grausamen Tat, die ihn auch über den Tod hinaus nicht ruhen lässt. Getrieben davon, die Kette wiederzuerlangen, macht er sich auf einen blutigen Marsch durch die dichten Wälder und tötet dabei alles, was sich ihm in den Weg stellt!

Ein Slasher geht neue Wege
Hätte Chris Nash – bekannt für seinen Beitrag “Z is for Zygote“ der Horrorfilm-Anthologie “23 Ways to Die” – das Konzept eines auf Links gedrehten Slasherfilms konsequent durchgezogen, wäre ihm mit seinem nahezu ausschließlich aus Killer-Sicht erzählten Langfilmdebüt “In A Violent Nature” vermutlich genau die beispiellose Horrorüberraschung des Jahres gelungen, die ihm mancherorts nachgesagt wird. Dank der unmittelbar und stoisch an den Fersen der schweigsamen Killergestalt haftenden Kamera und der dichten Soundkulisse des Waldes, im Austausch gegen einen handelsüblichen Horror-Score, entwickelt “In a Violent Nature“ schnell eine einzigartige Stimmung, die sich weit vom üblichen Slasher-Einerlei abzuheben weiß. So erweisen sich die scheinbar ereignislosen Wanderschaften des verunstalteten Maskenmannes durch das Laubgeäst Kanadas als atmosphärische Revolution, eines eigentlich schon seit Tag Eins in repetitiver Monotonie versandeten Filmgenres.

Um die sich durch die ungewöhnliche Blickwinkelverlagerung ergebenden Möglichkeiten, all die Mankos, die das Slasher-Genre so mit sich bringt, komplett auszumerzen, fehlt es Nash letztlich doch an Mut und der daraus resultierenden Konsequenz. Immer wenn sich die Kamera vom breiten Kreuz seines Protagonisten löst, um dann doch noch für ein paar Minuten bei dessen Opfern zu verweilen, verliert sich “In a Violent Nature” in genau denselben unnötigen Erklärungsversuchen, blödsinnigen Dialogen und nichtssagenden Teenie-Plänkeleien, die beispielsweise schon der “Freitag der 13.”-Reihe das Genick brachen. Der effektiven Wirkung, sich nachhaltig ins Gehirn brennender Szenen wie einem Ablenkungsmanöver mit einer Autohupe, einer ausgedehnten Tauchgang in einer Art “Crystal Lake“-Gedächtnis-See und der, die Erwartungshaltung gekonnt umschiffenden Schlussszene, tut das jedoch keinen Abbruch – von den derben Gore-Effekten, die “In A Violent Nature” letztlich sogar die FSK-18-Freigabe verwehrten, ganz zu schweigen!

Fazit
Chris Nashs „In a Violent Nature“ überzeugt durch innovative Perspektivwechsel, atmosphärische Wucht und beeindruckende Gore-Effekte, bleibt aber dennoch etwas zu Halbherzig, wenn es darum geht, das Slasher-Genre konsequent zu revolutionieren!


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