Vergesst „Spuck in Hill House“
Bereit für eine meisterhaft ausbalancierte Mixtur aus entschleunigtem Drama und schleichendem Horror, der einen so schnell nicht mehr loslässt? Als Mike Flanagans Horrorserie „Spuk in Hill House“ vor sechs Jahren innerhalb kürzester Zeit zum absoluten Publikumsliebling auf Netflix avancierte, gab es nur wenige Stimmen, die sich an der langatmigen Erzählweise und dem chronischen Mangel an viszeralem Horror der auf Familiendrama getrimmten Gruselgeschichte störten. Glücklicherweise bietet die sechsteilige Miniserie „Die letzte Nacht in Tremor“ aus Spanien nun endlich genau das, was Flanagans Überraschungshit nur bedingt für sich beanspruchen konnte.
Und darum geht es…
Nach der Scheidung von seiner Frau sucht der renommierte spanische Komponist Peter Harper (Javier Rey) Zuflucht in der Abgeschiedenheit der unberührten irischen Küste. Trotz einer künstlerischen Sinnkrise, in der er sich seit geraumer Zeit befindet, fühlt er sich in seinem neuen Zuhause in Tremor Beach zunehmend wohler. Er hat sogar eine neue Frau kennengelernt, mit der es ihm ernst ist, und eine innige Freundschaft zu den einzigen Nachbarn weit und breit geschlossen. Doch die Idylle ist nicht von Dauer: Als er in einer stürmischen Nacht von einem Blitz getroffen wird, sieht sich Peter immer häufiger unerklärlichen Visionen ausgesetzt, die ihn bald an seinem Verstand zweifeln lassen.

Mehr Mystery als Horror – und trotzdem die beste Horrorserie des Jahres!
Es mag etwas vorschnell sein, bereits nach zwei Episoden mit Superlativen um sich zu werfen, und dennoch muss es einfach gesagt werden: “Die letzte Nacht in Tremor” bringt alles mit, was es bedarf, um als die beste Horrorserie des Jahres, wenn nicht sogar des Jahrzehnts, gehandelt zu werden – und zwar genau aus dem Grund, dass sie sich vordergründig eben nicht als reines Genreprodukt zu erkennen gibt. Peters mentaler Abstieg, bei dem sich die Grenzen zwischen Realität und Wahnsinn zu einem undurchsichtigen Wust aus Vorhersehung, Schizophrenie und Wahnvorstellungen vermengt, wird von ein fein säuberlich gesponnenen Netz aus komplexen Charakteren und Hintergrundgeschichten getragen, das dem punktuell auftretenden Horror um ein Vielfaches mehr Gravitas verleiht als es herkömmliche Schockmomente je könnten. Und darüber hinaus ist das Ganze auch noch bärenstark gespielt.

Angefangen bei den atmosphärischen Bildkompositionen, über die dichte Soundkulisse, die sich kriechend unter die Haut frisst, bis hin zur fesselnden Darstellung der zwischenmenschlichen Dynamiken, gelingt es „Die letzte Nacht in Tremor“, eine verdammt unheimliche und gleichzeitig emotional fesselnde Erzählung zu kreieren, die das Publikum nicht nur in die Welt des Horrors eintauchen lässt, sondern auch die komplexen inneren Konflikte seines Protagonisten spürbar macht. Ein düsteres urbanes Geheimnis? Ein familiäres Erbe? Die Macht der Vorhersehung? “Die letzte Nacht in Tremor” lässt sich nicht in die Karten blicken, wenn es darum geht, sein Mysterium frühzeitig zu entschlüsseln und lädt dadurch umso mehr zum Mitfiebern ein. Infolgedessen: Spannung, Unbehagen und eine dermaßen penetrante Gänsehaut, dass man sie am liebsten abschütteln möchte. Doch es folgen noch vier weitere Episoden – und die will man unbedingt sehen!

„Die letzte Nacht in Tremor“ ab dem 25.10.2024 exklusiv auf Netflix streamen!


