DER WATCHDOG

Titel	Das Tagebuch
Genre	Mystery
Jahr	2024
FSK	12
Regie	Emma Bertrán, Alba Gil

Ein müder Mysteryfilm ohne Geheimnisse

Da kann man schon einmal den Überblick verlieren. Kaum ist der Oktober und mit ihm auch die Halloween-Saison angebrochen, da sprießen auch schon die Genrefilme wie Unkraut aus dem Boden. Was mit „Apartment 7A“ auf Paramount+ begann und mit “Hold Your Breath” auf Disney+ und “House of Spoils” auf Prime Video fortgeführt wurde, fand gestern auf Netflix mit gleich drei Genreproduktionen (u.a. “Der Schacht 2” und “Zeig mir, wer du bist”) seinen vorläufigen Höhepunkt. Wer jetzt noch immer nicht genug hat, der bekommt mit dem mexikanischen Mysteryfilm “Das Tagebuch” auf Prime Video direkt übersinnlichen Nachschlag serviert!

Und darum geht es…

Nach der Trennung von ihrem Ex-Mann Víctor (Leonardo Ortizgris) wagt Olga (Irene Azuela) einen Neustart mit ihrer Tochter Vera (Isabella Arroyo). Doch kaum angekommen in ihrem neuen Zuhause, da häufen sich die seltsamen Vorkommnisse. Alles beginnt mit einer alten Truhe, die Olga auf dem Dachboden entdeckt. Egal wie oft sie sich dieser entledigt, sie taucht immer wieder am selben Fleck im Gebäude auf – und offenbart einen nicht minder verstörenden Inhalt. Nicht nur, dass das Tagebuch, das sich im Inneren der Holzkiste befindet, von grausamen Morden berichtet, beinhaltet es jedes Mal weitere, frisch eingetragene Details, wenn Olga darin liest. Doch wer ist der Mörder? Und was hat das Ganze mit dem Leben von ihr und ihrer Familie zu tun? Ehe die junge Mutter auf des Rätsels Lösung stößt, ist es bereits zu spät…

Ein Twist, der keiner ist!

Eine mysteriöse Truhe, ein rätselhaftes Tagebuch und eine unerklärliche Mordserie erschüttern die Welt einer jungen Mutter, die mit Schrecken feststellen muss, dass alle diese Ereignisse zu einem Punkt zusammenlaufen – ihrer kleinen Tochter Vera. Wenn das mexikanische Amazon Original am Ende offenlegt, was genau es mit dieser Verbindung auf sich hat, bleibt eigentlich nur noch die Frage, ob diese bereits nach wenigen Minuten offensichtliche Erklärung wirklich als alles auf den Kopf stellender Twist gedacht war. Dass “Das Tagebuch” bis zu diesem Zeitpunkt kein Geheimnis darum macht, auf welche unausweichliche Situation das Ganze hinauslaufen wird, beißt sich mit der voll und ganz auf Mystery getrimmte Erzählweise. Wäre “Das Tagebuch” ein Gesellschaftsspiel, dann Memory – nur, ohne dass die Bildkarten verdeckt ausgelegt wurden.

Ein Mysteryfilm ohne Rätsel ist wie eine Komödie ohne Lacher – und alles, was dann noch bleibt, ist eine monoton vorgetragene Ermittlungsgeschichte, die sich in Abwesenheit von atmosphärischem Zubrot seitens Musik und Kamera schwerfällig durch die sterilen Kulissen schleppt. Inszenatorisch hebt sich “Das Tagebuch” dabei kaum vom Gebühren-finanzierten TV-Krimi-Standard ab, und erstickt damit jedes Gefühl von Beklommenheit im Keim. Während die Spannung der narrativen Schlaffheit des wirren Drehbuchs erliegt und eine Offensichtlichkeit die nächste jagt, driftet auch das zunehmend desinteressierte Gehirn der Zuschauerschaft ab. So war das sicher nicht geplant…

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