| Titel | Drei Töchter |
| Genre | Drama |
| Jahr | 2024 |
| FSK | 12 |
| Regie | Azazel Jacobs |
Starttermin: 13.09.2024 (Netflix)
Netflix nimmt Kurs in Richtung Oscar®-Verleihung
Schaut man sich den Katalog an Netflix Originals einmal genauer an, sind die Strukturen dahinter eigentlich ganz einfach. Neben den üblichen Crowdpleasern bestehend aus True Crime, RomComs und starbesetzten Actionkomödien, einer breitgefächerten Auswahl an internationalen Produktionen und jede Menge Füllmaterial, billig herunter gekurbelte Schnellschüsse, damit der nahezu täglich neue Streaming Exclusives generierenden Ofen ja nicht ausgeht, gibt es dort ein weiteres, deutlich kleineres Themenfeld zu entdecken. Mit Prestige-Projekten wie “Marriage Story”, “The Power of the Dog” oder “Pieces of a Woman” schielt Netflix hin und wieder auch in Richtung Preisverleihungen, um dem meist seichten Unterhaltungseinheitsbrei auch cineastischen Anspruch beizumischen. “Drei Töchter” ist einer dieser Filme – aber ist er auch gut?

Und darum geht es…
Katie (Carrie Coon), Christina (Elizabeth Olsen) und Rachel (Natasha Lyonne) treffen sich im Haus ihres todkranken Vaters, um sich um ihn in seinen letzten Tagen zu kümmern. Während sie zusammen die schwere Zeit durchleben, brechen alte Konflikte und ungelöste Spannungen in der Familie auf. Zwischen Erinnerungen an die gemeinsame Vergangenheit und den Herausforderungen der Gegenwart entfalten sich dynamische Auseinandersetzungen, die die Geschwister vor emotionale Hürden stellen. Der unausweichliche Abschied von ihrem Vater zwingt sie, sich nicht nur mit ihrem eigenen Schmerz auseinanderzusetzen, sondern auch mit den komplizierten Beziehungen zueinander.

Wenn aus Töchtern, Schwestern werden
Der Tod eines Elternteils ist die letzte Lektion, die uns das Leben erteilt, eine Lektion, die jeder erwartet und doch nie begreift, bis sie da ist. Wir werden erwachsen, ziehen aus, machen unsere eigenen Fehler – und irgendwo in diesem Reigen vergessen wir, dass sie nicht unsterblich sind, diese stillen Giganten, die uns das Leben ermöglichten. Für Katie, Christina und Rachel steht dieser Tag kurz bevor. Wann es genau passieren wird, wissen sie nicht, aber es wird passieren. Was für ihren Vater der Übergang vom Leben in den Tod ist, ist für die drei titelgebenden Töchter die Transformation zu drei Schwestern. Während ihr im Sterben liegender Vater lange Zeit nicht einmal zu sehen ist, lediglich das monotone Piepen medizinischer Gerätschaften aus dem benachbarten Zimmer ist Zeuge seiner dahin schwindenden Existenz, erfährt das entfremdete Geschwister-Trio eine emotionale Zusammenkunft.

“Drei Töchter” profitiert dabei ungemein von seinem fantastisch aufspielenden Cast, im Speziellen Natasha Lyonne, und dem scharfsinnigen Einsatz humoristischer Leichtigkeit. Dabei macht es das Drama seinem Publikum zunächst nicht gerade einfach, Zugang zu seinen Figuren zu finden. Mit Katie und Christina, zwei zunächst unausstehlichen Persönlichkeiten, die sich hinter einem nicht enden wollenden Schwall auf leeren Worten verstecken, fällt es schwer, eine persönliche Bindung einzugehen, während man die schweigsame Rachel, in sich gekehrt und doch humorvoll, mit einer subtilen Traurigkeit, die ansteckt, schnell ins Herz schließt. Beginnt die Fassade jedoch erst einmal zu bröckeln, weichen auch die als Dialoge getarnten Monologe echten Gesprächen und “Drei Töchter” mutiert zur authentischen Dokumentation familiären Zusammenhalts im Rahmen des Sterbeprozesses und gleichzeitig einem eindringlichen Porträt über Verlust und Wiederentdeckung.

Fazit
Ein sensibles, kleines Drama mit großen Stars!

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