| Titel | Goyo |
| Genre | Romanze |
| Jahr | 2024 |
| FSK | 12 |
| Regie | Marcos Carnevale |
Starttermin: 05.07.2024 | Netflix
Liebe im Spektrum
Autismus wird in Film und Fernsehen zunehmend präsenter und vielfältiger dargestellt. Während „Rain Man“ in den 80ern ein sehr eingeschränktes Bild eines autistischen Genies präsentierte, bieten heutige Serien wie „Atypical“ und „Love on the Spectrum“ eine nuanciertere und realistischere Sichtweise, wenngleich sich Negativbeispiele wie die Erfolgs-Sitcom “The Big Bang Theorie” ungeachtet dieser Entwicklungen immer noch großer beliebtheit erfreuen. Dennoch ist dieser positive Trend von großer Bedeutung, um das Verständnis und die Akzeptanz von Autismus in der Gesellschaft zu fördern. Die Vielfalt der Charaktere zeigt, dass Autismus viele Gesichter hat und sich nicht auf eine Schablone reduzieren lässt. In gewissem Maße trifft das auch auf das argentinische Netflix Original “Goyo” zu – ganz ohne den Filter der rosaroten Brille kommt die Romanze dann aber doch nicht aus.

Und darum geht es…
Goyo (Nicolás Furtado) blüht vollkommen auf bei seiner Arbeit als Museumsführer im Museo Nacional de Bellas Artes in Buenos Aires. Als Autist sind Veränderungen für ihn zwar stets eine Herausforderung, doch die Überraschung, die ihn dieses Mal erwischt, ist selbst für ihn eine, die er dankend annimmt: Eva (Nancy Dupláa) mag neu bei der Arbeit sein und doch verliebt er sich auf den ersten Blick in die frisch getrennte Mutter zweiter Kinder. Auch wenn es Goyo große Überwindung kostet, wagt er den ersten Schritt und öffnet sich für die neue Erfahrung der Liebe. Doch das Kennenlernen hat auch seine Schattenseiten – und bringt ihn schnell an die Grenzen der Belastbarkeit…

Ein Netflix Original zwischen Akzeptanz und Klischee
Es ist schwer der argentinischen Autismus-Romanze ihr doch arg plakatives Vorhaben negativ auszulegen, schließlich ist der Grundgedanke der “Goyo” begleitet doch von menschlich wertvollen Eigenschaften getrieben wie Akzeptanz, Verständnis und Inklusion. Mit einem lebensfrohen Titelhelden, der bereit ist der Liebe wegen seine eigenen Grenzen zu überwinden und Risiken eingeht und einer von Vorurteilen befreiten Frau ihm gegenüber, die sich dieser neuen Situation verständnisvoll öffnet, liefert das Netflix Original jedenfalls kaum eine Angriffsfläche. Was der Menschlichkeit einerseits Tür und Tor öffnet, erweist sich bei näherer Betrachtung doch als bedingt nuancierte Augenwischerei – einseitig betrachtet und immer auf den eigenen Vorteil bedacht, ja nicht anzuecken.

Die lose eingestreuten Momente der Reizüberflutung des Titelheldens, der aufgrund seiner Krankheit, mit seiner Umwelt konfrontiert, oft an seine Grenzen stößt, fühlen sich vielmehr wie eine notgedrungene Formalität an, oder wahlweise wie ein neuer Anreiz, die Handlung in eine bestimmte Richtung zu treiben – einen echten Mehrwert bei der Ergründung von Goyo bieten sie jedenfalls nicht. Stattdessen begnügt sich “Goyo” mit mainstream-tauglichen Wohlfühlmomenten, einer klassischen RomCom-Dramaturgie und oberflächlicher Figurenzeichnung. Jede Entwicklung innerhalb der generischen Handlung lässt sich vorhersehen, keine der Charaktere geht über stereotype Charakterisierungen hinaus. Auch wenn “Goyo” zu keinem Zeitpunkt aneckt, oder negative Gefühle hervorruft, dominiert letztlich die Belanglosigkeit. Schade eigentlich…

Fazit
„Goyo“ verfolgt einen positiven Ansatz bei der Darstellung von Akzeptanz und Liebe im Kontext von Autismus, während die Umsetzung oberflächlich und vorhersehbar bleibt, ohne echte Tiefe oder innovative Perspektiven zu bieten.

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