DER WATCHDOG

Titel	A Family Affair
Genre	Komödie, Romanze
Jahr	2024
FSK	12
Regie	Richard LaGravenese

Chaotische Romantik mit Starbesetzung und Drehbuchproblemen

Nachdem sich “Mothers‘ Instinct”-Darstellerin Anne Hathaway im Amazon Original “Als du mich sahst” vor wenigen Wochen Hals über Kopf in einen deutlich jüngeren Boybandfrontmann (gespielt von Nicholas Galitzine) verliebte, ist es dieses Mal Nicole Kidman, die ihr Herz an einen Weltstar mit rund 20 Jahren Altersunterschied verliert. Für Filmtochter Joey King (“The Princess”) ein No-Go, die zu allem Übel auch noch ausgerechnet für den von Zac Efron (“Ricky Stanicky”) verkörperten Schwarm ihrer Mutter arbeitet. Ob der chaotisch-romantische Familienzusammenkunft in der neuen Netflix RomCom namens “A Family Affair” ein ähnlich überraschendes Kunststück, wie dem bärenstarken Amazon Prime Video-Pendant “Als du mich sagst” gelingt? Die Antwort darauf ist weit weniger eindeutig, als man annehmen würde…

Und darum geht es…

Ihr neuer Job als Assistentin des erfolgreichen Hollywoodstars Chris Cole (Zac Efron) ist für Zora (Joey King) das perfekte Sprungbrett, um ihre eigene Karriere anzukurbeln. Unglücklicherweise muss sie kurz darauf erfahren, dass die neue Liebesbeziehung ihres Chefs gravierende Überschneidungen mit ihrem Privatleben aufweist. Chris datet keine Geringere als Zoras Mutter (Nicole Kidman) – und das passt ihr so rein gar nicht in den Kram. Nun heißt es zusammenreißen und eine gute Miene auflegen – doch das gestaltet sich weitaus schwerer, als es klingt.

Zwischen Mainstream und Authentizität

Wo es “Als du mich sahst” noch mit nuanciertem Blick gelang authentische Figuren mit realen menschlichen Problemen abzubilden, ohne sich dabei den Hollywood-Klischees zu beugen, orientiert sich die rein thematisch gar nicht mal so unähnliche Netflix-Interpretation zweier in allen Belangen grundverschieden Liebenden klar Richtung Mainstream – und somit zu Altbekanntem, wenngleich weitaus weniger generisch als befürchtet. Was als leidlich unterhaltsame Screwball-Komödie nach Schema-F beginnt, bekommt nach rund einer halben Stunde doch noch den Bogen hin zur soliden Liebesgeschichte, die sich von der grauen Masse an Netflix Eigenproduktionen positiv hervorheben kann – und doch hat auch “A Family Affair” mit allerhand Drehbuchproblemen zu kämpfen, die leicht hätten umgangen werden können.

Das größte Manko, das “A Family Affair” mit sich herumschleppt, lässt sich am besten anhand eines Klassikers der Literaturgeschichte erklären: Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde. Wie der Protagonist der schottischen Novelle leidet auch der von Zac Efron verkörperte Chris Cole an einer gespaltenen Persönlichkeit – in diesem Fall jedoch ungewollt. Um Zoras Abneigung gegenüber ihrem Boss zu vermitteln, etabliert das Drehbuch Chris zunächst als cholerischen Filmstar mit Götterkomplex und einem sich diametral zur Größe seines Egos verhaltend niedrigem IQ, nur um ihn wenig später, in trauter Zweisamkeit mit Zoras Mutter, zu einem romantischen, feinfühligen Poeten umzudichten. Ist die Karikatur-eske Charakterzeichnung erst einmal abgelegt, funktioniert “A Family Affair” dann doch überraschend gut, was sicherlich auch auf den charismatischen Cast zurückzuführen ist.

Wie hat Dir „A Family Affair“ gefallen?