Supacell: Kritik zur Netflix Serie

Supacell Netflix Serie

Wer braucht schon das MCU!?

Als im Jahr 2010 mit der bis heute sträflich unterrepräsentierten britischen Serie „Misfits“ eine Abhandlung der allseits beliebten Superheld*innen-Thematik der etwas anderen Art die deutschen TV-Geräte erreichte, da steckte selbst das Marvel Cinematic Universe noch in den Kinderschuhen. Doch schon damals, noch weit vor der stetig zunehmenden Übersättigung mit den immergleichen Held*innen-Reisen, da stellte die Geschichte von einer Gruppe von Jugendlichen, die während ihrer Sozialstunden übernatürliche Fähigkeiten erlangen, mit ihrer erfrischend unkonventionellen und rotzigen Herangehensweise die Genrestandards auf den Kopf. Das Ergebnis war mehr als nur HeroAction, sondern ein derbes humoristisches Teenie-Drama in den Hinterhöfen von Englands Straßen. Und genau dorthin verschlägt es nun auch „Supercell“, eine Netflix Original Serie, über neuentdeckte Kräfte als Ausweg aus der Perspektivlosigkeit auf den Straßen Londons!

Und darum geht es…

Für Tazer (Josh Tedeku) hält das Leben im verarmten Südlondon wenig bereit. Alles, was ihm wichtig ist, ist seine Gang, die er anführt, in ständiger Konkurrenz zu seinen Rivalen. Als er eines Tages Veränderungen an sich feststellt, ändert sich das jedoch schnell. Wie Michael (Tosin Cole), der durch die Zeit reisen kann und Sabrina (Nadine Mills), die plötzlich mit telekinetischen Fähigkeiten ausgestattet ist, hat auch Tazer quasi über Nacht Superkräfte entwickelt, die ihn über den Horizont seines Viertels hinausdenken lassen. Denn was Michael in der Zukunft gesehen hat, droht die gesamte Menschheit in den Abgrund zu stürzen – und der Stein, der alles ins Rollen bringen soll, befindet sich direkt vor seiner Haustür…

Binge & Booze: Filmpodcast mit Schuss

Unser Fazit nach zwei Episoden

Während das MCU, an dieser Stelle stellvertretend genannt als Paradebeispiel für die zunehmende Franchise-isierung mittlerweile frei von jeglichen Innovationen die x-te Kopie, einer Kopie, einer Kopie auf die Kinoleinwände projiziert, werden frische Ideen an der Superkraft-Front zur Rarität. Glücklicherweise gelingt es wenigen positiven Ausreißern wie der Amazon Original Serie “The Boys” und dessen ähnlich makellosem Spin-off “Gen V” genügend Anreize zu schaffen, dem Superheld*innen-Genre trotz vermeintlicher Übersättigung neue Facetten abzugewinnen. Einer, der an dieser Vision festhält, ist Rapman. Für Andrew Onwubolu, wie der britische Musiker mit bürgerlichem Namen heißt, sind die neu entdeckten Fähigkeiten, die er seinen vielschichtigen Charakteren auf den Leib schreibt – Rapman ist sowohl Showrunner, Haupt-Regisseur als auch Drehbuchautor – lediglich ein Katalysator um sich in ihrem von sozialer Ungerechtigkeit beherrschten Habitat zurechtzufinden, oder vielmehr, um daraus herausbrechen.

Supacell Netflix Serie
Supacell ©Netflix

Das macht “Supacell” in erster Linie zur kompromisslosen Milieustudie, einem düsteren Sozialdrama, in dem das “Super”, noch lange kein “-held” impliziert – und eben nicht zum nächsten auf billige Schauwerte reduzierten Marvel-Abenteuer. Wer sich dennoch an den dürftigen Effekten reibt, von denen es glücklicherweise kaum etwas zu sehen gibt, darf gerne weiterhin blinden Marvel-Gehorsam leisten, wenngleich deren Ü-200 Mio.-US-Dollar Blockbuster trotz Mega-Budget letztlich doch auch am selben Problem leiden. Statt den Bombast zu suchen und sich somit dem Mainstream anzubiedern, konzentriert sich “Supacell” auf das Wesentliche: seine Figuren. Entsprechend gelungen startet das Netflix Original mit einem vielschichtigen Protagonist*innen-Quartett, das einen ausgewogenen Querschnitt durch den sozialen Brennpunkt der Londoner Sozialsiedlungen abbildet, in eine, nach den ersten beiden von insgesamt sechs Episoden, mehr als nur verheißungsvolle Serienstaffel. Stark gespielt, clever geschrieben, spannend erzählt – mehr davon!

Supacell Netflix Serie

„Supacell“ ab dem 27.06.2024 exklusiv auf Netflix streamen!

Amazon Blu-ray

DER WATCHDOG – FILMKRITIK MIT HUND

WEITERE KRITIKEN

  • A Family Affair
  • Crawing Closer | Netflix
  • Supacell: Kritik zur Netflix Serie
  • Pandemonium – Die Hölle kennt keine Vergebung
  • The Mental State – Unter Verdacht
  • Trigger Warning | Netflix
  • Mothers‘ Instinct
  • Miller’s Girl
  • Die Erbschaft | Netflix
  • Daddio – Eine Nacht in New York
  • Quicksand – Gefangen im Treibsand
  • The Harbinger
  • Joko Anwar’s Nightmares and Daydreams: Das Postfach – Kritik / Folgenbesprechung
  • Joko Anwar’s Nightmares and Daydreams: Hypnotisiert – Kritik / Folgenbesprechung
  • Joko Anwar’s Nightmares and Daydreams: Die andere Seite – Kritik / Folgenbesprechung