Crawing Closer | Netflix

Drawing Closer Netflix Film
TitelDrawing Closer
Genre Drama, Romanze
Jahr2024
FSK12
RegieTakahiro Miki

Starttermin: 27.06.2024 | Netflix

Ein überladenes Tränenmeer erstickt eine herzergreifende Geschichte

Filme zu schauen, bedeutet zu fühlen – zu lachen, zu stauen, sich zu gruseln. Doch nichts ist überwältigender, als die Momente, wenn uns Filme zum Weinen bringen. Geschichten, die tief berühren. Wenn Tränen über unsere Wangen laufen und dabei ein Fenster zu unseren Emotionen öffnen, die wir im Alltag oft verschlossen halten. Kostbare Momente der Menschlichkeit, zutage getragen durch Mitgefühl, Freude und Empathie. Während es einigen wenigen Filmen vorbehalten ist, einzig mittels nuancierter Feinfühligkeit das umgangssprachliche Pipi in die Augen zu treiben, greifen andere zum Holzhammer, um – komme was wolle – auch den letzten Tropfen Tränenflüssigkeit aus den Körpern zu prügeln. Ein Vorwurf, den sich auch “Drawing Closer” gefallen lassen muss…

Drawing Closer Netflix Film
Drawing Closer ©Netflix

Und darum geht es…

Akito (Ren Nagase) ist gerade einmal 17 Jahre alt, als er erfährt, dass er nur noch ein Jahr zu leben hat. Fest entschlossen, sein Schicksal selbst in die Hände zu nehmen und nicht auf seinen eigenen Tod zu warten, will er seinem Leben gerade ein Ende setzen, da trifft er auf Haruna (Natsuki Deguchi), die ebenfalls an einer unheilbaren Krankheit leidet. Beeindruckt von Harunas Ansichten über ihren bevorstehenden Tod und der mentalen Stärke, der in ihrem kranken Körper steckt, entscheidet sich Akito gegen sein Vorhaben – in dem Wissen, dass ihre Zuneigung zueinander nie eine Zukunft haben wird.

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Ein Rührstück, wie es im Buche steht und trotzdem schön

Manchmal sind Tränen im Kino nicht Ausdruck echter Rührung, sondern das Ergebnis gezielter Manipulation. Diese Filme setzen bewusst auf sentimentale Klischees und übertriebene Emotionen, um die Zuschauer*innen zu Tränen zu rühren. Sie nutzen tragische Schicksale und dramatische Wendungen, um ein Maximum an Gefühlen zu erzeugen, ohne dabei echte Tiefe oder Authentizität zu erreichen. Wenn es darum geht, hinterlässt auch “Drawing Closer” einen faden Beigeschmack, was insbesondere deswegen ärgerlich ist, da es dem japanischen Krebsdrama an letzterem eigentlich gar nicht fehlt. Echte Emotionen entstehen aus authentischen Geschichten und ehrlicher Charakterentwicklung – Dinge, die “Drawing Closer” durchaus aufweisen kann – und doch werden sie begraben unter einer Lawine aus manipulativen Rührseligkeiten und gebündelten Klischees. Zu viel von allem, mit gegenteiligem Effekt – und trotzdem schön!

Drawing Closer Netflix Film
Drawing Closer ©Netflix

“Drawing Closer” fehlt es an Mut, dem Publikum selbst herausfinden zu lassen, was es fühlt. Statt sich auf die Kraft der liebenswerten Figuren und ihrer erschütternden Leidensgeschichte zu verlassen, penetriert das Netflix Original seine Zuschauer*innen mit einem unentwegt vor sich hin schluchzenden manipulativ-melancholischen Score, während sich das Drehbuch ungeniert einen Schicksalsschlag nach dem anderen aus dem Ärmel schüttelt. Diese Hier darf kein Auge trocken bleiben-Mentalität sorgt dafür, dass eben genau das Gegenteil eintritt. Wo beispielsweise das Krebsdrama “50/50” mit Seth Rogen und Joseph Gordon-Levitt auf vielleicht fünf Prozent der Tränenmacher-Trickkiste zurückgreift und daraus eintausend Prozent herausholt, ist es der übermäßige Einsatz eben jener Mittel, der die eigentlich süße und charismatische Geschichte von “Drawing Closer” zur Heulfreien-Zone erklärt. Harsche Worte für einen im Grunde süßen Film – aber leider auch die Realität.

Drawing Closer Netflix Film
Drawing Closer ©Netflix

Fazit

Eine im Herzen wunderschöne Geschichte über zwei Teenager*innen, die im Angesicht des eigenen Todes, die letzten verbleibenden Monate auf Erden miteinander teilen, leidet unter der manipulativen und klischeebeladenen Last an Rührseligkeiten!

Bewertung: 3 von 5.

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