Eine einmalige Chance – doch der Preis ist hoch!
Geld und Moral – zwei Kräfte, die nicht gegensätzlicher sein könnten. Wohlstand gilt als Synonym für Erfolg und Macht, während Moral die Prinzipien des richtigen Handelns repräsentiert. Doch wie weit gehen Menschen, wenn diese Kräfte kollidieren? Es ist erstaunlich, wie oft moralische Grundsätze dem Streben nach finanzieller Bereicherung zum Opfer fallen. Skandale in Wirtschaft und Politik zeugen davon, dass viele bereit sind, ihre ethischen Überzeugungen zu kompromittieren, wenn der Preis stimmt. Doch Geld allein bringt kein Glück – und Moral erst recht nicht. Die Frage ist also: Wie viel ist die eigene Unschuld wert? Vielleicht 156 Mio. US-Dollar? So viel stehen in “Your Lucky Day” auf dem Spiel – der Preis dafür jedoch ist noch viel höher!
Und darum geht es…
Eigentlich hätte der Tag für Sterling (Angus Cloud) nicht schlechter laufen können, da tut sich für den Kleinkriminellen eine einmalige Chance auf. Als er nach einem schiefgelaufenen Coup Alkohol in einem kleinen, inhabergeführten 24h-Shop besorgen will, erfährt der Mann hinter ihm an der Kasse gerade, dass er den Lotto-Jackpot von 156 Mio US-Dollar gewonnen hat. Mit einer sporadisch zusammengebastelten Maske vorm Gesicht beschließt er den Glücklichen um seinen Gewinn zu erleichtern. Womit er jedoch nicht rechnet, ist, dass sich mit Office Cody (Sterling Beaumon) auch ein Streifenpolizist im Laden befindet. Als Schüsse fallen, ist dies erst der Beginn einer rastlosen Nacht, die alle Anwesenden an ihre Grenzen bringt – vor allem die schwangere Ana (Jessica Garza) und ihren Ehemann Abraham (Elliot Knight), die eigentlich nur kurz ein paar Besorgungen machen wollten.
Wie würdest du dich entscheiden?
Wer nach der Inhaltsangabe zu wissen glaubt, in was für einer Art von Film er oder sie sich befindet, wird bereits nach wenigen Minuten von einem unerwarteten U-Turn überrascht. “Your Lucky Day” ist nicht einfach nur der nächste stringent erzählte Geiselthriller von der Stange, sondern eine spannungsgeladene Fabel über Moral und Gier, bei der die Grenzen zwischen Antagonist*innen und Held*innen schnell zu einer undurchsichtigen Masse verschmelzen. 156 Mio. US-Dollar können selbst den rechtschaffendsten Menschen verändern – eine Tatsache, für die das später dann doch ins recht plakative abdriftende Skript wenig Überzeugungsarbeit leisten muss. Während der atmosphärisch dichte Auftakt und die darauf folgenden Entwicklungen also für eine pulstreibende erste Dreiviertelstunde sorgen, erleidet “Your Lucky Day” in der zweiten, die eineinhalb Stunden Spielzeit komplementierenden Hälfte qualitativ einen deutlichen Abschwung.
Es ist schwer zu sagen, ob die simple Polemik, mit der der Thriller weitere “Goldgräber” mit an Bord der Multimillionen-Dollar-Jagd holt und dabei nicht populistischer sein könnte, tatsächlich ernst gemeint ist, oder lediglich ein Abbild des wütenden, weißen Mannes, der die Schuld wie so oft bei allen anderen, nur nicht bei sich selbst sucht. Klammert man diese Ungereimtheit aus und richtet den Blick zurück auf “Your Lucky Day” in seiner Eigenschaft als Genrefilm, ist es vor allem die Verlagerung des Fokusses auf die falsche Person, wodurch der eingangs noch bärenstarke Reißer zunehmend zum generischen Hide and Seek B-Movie-Thriller mutiert. Das ist gerade in Anbetracht dessen, dass der gewohnt stark agierenden Angus Cloud dadurch zunehmend in den Hintergrund gerät, eine kleine Enttäuschung. Ein Gefühl, das durch den tragischen Tod des zum Zeitpunkt seines Ablebens gerade mal 25-jährigen “Euphoria”-Stars noch einmal bestärkt wird.
Fazit
Ein nervenaufreibender kleiner Genrefilm mit höchst spannenden Motiven! Nur leider gelingt es “Your Lucky Day” diese Qualität nicht über die gesamte Laufzeit aufrechtzuerhalten…
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DER WATCHDOG 