| Titel | Yannick |
| Genre | Komödie, Drama |
| Jahr | 2023 |
| FSK | 12 |
| Regie | Quentin Dupieux |
Starttermin: 05.04.2024 | Mubi
Ist das Kunst, oder kann das weg?
Die Diskrepanz zwischen Publikumsempfindung und Pressestimme ist eine immerwährende Diskussion, die so alt ist, wie das Filmemachen selbst. Wer beim Aufeinandertreffen sachlich-analytischer Betrachtungsweisen vieler Kritiker*innen und dem (oft) auf den Unterhaltungswert reduzierten Laienblickwinkel der Fans, in den meisten Fällen außen vor bleibt, sind die Filmschaffenden. Die Sinnhaftigkeit der Streitigkeiten über die Qualität und die Bedeutsamkeit eines Werks sei mal dahingestellt; die Wirkung negativer Äußerungen auf die Beteiligten hinter und vor der Kamera hingegen bleibt unglücklicherweise unbedacht. Mit der pechschwarzen Meta-Satire „Yannick“ hat Regisseur Quentin Dupieux einen galanten und zugleich amüsanten Weg gefunden, mit diesem Thema umzugehen.

Und darum geht es…
Paul (Pio Marmaï), Sophie (Blanche Gardin) und William (Sébastien Chassagne) befinden sich gerade mitten in der Vorführung ihres Theaterstücks „Le Cocu“ als sich plötzlich ein junger Mann aus dem Publikum erhebt und die Aufführung unterbricht. Der Parkplatzwächter Yannick (Raphaël Quenard) ist mit der gebotenen Show so rein gar nicht zufrieden und lässt seinem Unmut freuen lauf. Unter vorgehaltener Waffe bringt der enttäuschte Zuschauer das überrumpelte Darsteller*innen-Ensemble dazu, ein Stück aufzuführen, dass mehr nach seinem Geschmack ist, während das restliche Publikum zunehmend Sympathien für den jungen Mann entwickelt.


Was für ein Theater!
Nach einem telekinetischen Killerreifen in „Rubber“, einer schweinsgroßen Fliege in „Mandibules“ – in Deutschland unter dem Titel „Eine Fliege kommt selten allein“ bekannt – und kettenrauchenden Superheld*innen in „Smoking Causes Coughing“ klingt die Prämisse von Quentin Dupieuxs neustem Werk fast schon zurückhaltend-bodenständig. Trotz auf dem Papier für ihn ungewöhnlich geerdeter Handlung trägt auch das Beinahe-Kammerspiel „Yannick“ die unverkennbare Handschrift des Ausnahmeregisseurs aus Frankreich und entpuppt sich wieder einmal als Dupieux-Wahnsinn durch und durch. In der straffen Nettolaufzeit von rund einer Stunde setzt sich der Mann, der sich einst eine Lederjacke ausdachte, die es sich zum Ziel gemacht hat, alle anderen Lederjacken auf dieser Welt zu vernichten („Monsieur Killer) mit dem angespannten Verhältnis zwischen Kritiker*innen, Kunstschaffenden und Publikum auseinander und entspinnt darauf eine skurrile, schwarzhumorige Metakomödie, die man sich als Abseitsdesmainstreams-Fan nicht entgehen lassen sollte.

Durch die inhaltliche Nähe zu Dupieuxs Schaffen als Regisseur und Musiker ist „Yannick“ sein bisher persönlichstes Werk. Statt jedoch mit dem Finger auf andere zu zeigen und die Kunst über die Meinung anderer zu stellen, werden alle Beteiligten zu Narren seiner absurden Satire. Ein Regisseur, der durch Abwesenheit besticht, unantastbar für die Kritik anderer, das Publikum als voyeuristischer Beobachter, selbst dann, wenn die Gefahr zwischenzeitlich gebannt ist und eine „Flucht“ nahelegt – niemand scheint sicher vor Dupieux einfallsreichen Wahnsinn. „Yannick“ ist dabei auf unaufdringliche Art und Weise zum Schießen komisch und ähnelt dabei im besten Sinne einem ausladenden Tim Robinson-Sketch der Marke „I Think You Should Leave!”. Ein Gefühl, dass durch den herrlich-komischen Raphaël Quenard als Titel-(Anti)held noch einmal bestärkt wird.

Fazit
Bei einem konstant hohen Qualitätslevel wie dem von Regisseur Quentin Dupieux ist es einfach, die Kritiker*innen auf seiner Seite zu wissen. Bleibt zu hoffen, dass es das Publikum auch so sieht – im Fall von „Yannick“ sind wir da jedoch guter Dinge!

Wie hat Dir „Yannick“ gefallen?

