DER WATCHDOG

Titel	Kein Druck
Genre	Romanze, Komödie
Jahr	2024
FSK	12
Regie	Bartosz Prokopowicz

Liebe à la Netflix

In einer klassischen RomCom treffen zwei Menschen mit gegensätzlichen Persönlichkeiten aufeinander: Eine ambitionierte Stadtbewohnerin und ein entspannter Landbewohner. Anfangs können sie einander nicht ausstehen, doch als sie gezwungen werden, zusammenzuarbeiten, entdecken sie unerwartete Gemeinsamkeiten. Zwischen Streitereien und humorvollen Missverständnissen entwickelt sich eine unerwartete Anziehungskraft. Trotz ihrer Unterschiede und einiger Hindernisse gelingt es ihnen, ihre Beziehung aufzubauen und zu festigen. (Chat GPT) – Es spricht nicht unbedingt für die Kreativität eines Films, wenn die erste KI-generierte Antwort auf die Frage nach dem Inhalt einer romantischen Komödie nahezu eins zu eins die eigene Handlung wiedergibt. Die Parallelen zum Netflix Original “Kein Druck” sind jedenfalls nicht von der Hand zu weißen…

Und darum geht es…

Als Oliwia (Anna Szymanczyk) vom Tod ihrer Großmutter Halina (Anna Seniuk) erfährt, lässt sie alles stehen und liegen, um der Beisetzung beizuwohnen. Doch bereits die Ankunft in der Provinz verläuft für die Großstädterin wenig erfreulich und als sie dann auch noch erfährt, dass es sich bei der Todesmeldung lediglich um eine List der sehr wohl noch unter den Leben weilenden alten Bäuerin handelte, um ihre viel beschäftigte Enkelin herzulocken, ist Oliwia stinksauer. Der Wunsch ihrer Großmutter, den Hof zu übernehmen und die Tradition fortzuführen, stößt auf wenig Gegenliebe. Wäre da nicht dieser charismatische Landwirt aus der Nachbarschaft (Mateusz Janicki), der

Liebe ist, wenn es Landliebe ist

Bereits wenige Wochen nach der toxischen Beziehungskomödie “Töte mich, wenn du dich traust” gibt es mit “Kein Druck” das nächste Comedy-lastige Netflix Original aus Polen zu streamen. Die Geschichte einer jungen Frau, die ihr Großstadtleben zunächst unfreiwillig, später dann doch irgendwie gerne, zugunsten eines ländlichen Idylls hinter sich lassen muss, erweist sich dabei, wie die Synopsis bereits erahnen lässt, als über alle maßen kitschige Angelegenheit. Der konservativ-eingestaubt Duktus, der die generischen und viel zu langen, auf fast zwei Stunden ausgedehnten Ereignisse überlagert, verleiht der konventionellen Erzählung eine umso bleierne Wirkung. Trotz weltoffenen Gesten in Richtung gleichgeschlechtlicher Liebe und Klimakrise bleibt “Kein Druck” über weite Strecken altbacken und auf unangenehme Weiße aus der Zeit gefallen. Am Ende ist eine jede Frau auch nur einen süßen Bauern davon entfernt, ihre Träume hinten anzustellen.

“Kein Druck” macht sich gar nicht erst die Mühe, die charakterlichen Entwicklungen organisch gedeihen zu lassen und passt die Gefühlslagen und Bedürfnisse der einzelnen Akteur*innen einfach immer an die von der Situation verlangen Gegebenheiten an. So bleiben auch die Konflikte lediglich Behauptung und werden, egal wie schwerwiegend sie vor wenigen Momenten noch waren, kurzerhand über Bord geworfen, ohne dass sie jemals ausgetragen wurden. Oliwia hasst das Landleben, verliebt sich wenig später in selbiges, gerät mit einem Bauern aneinander und verliebt sich auch in diesen. Wie der generationenübergreifende Zwist, der selbstredend per vorhersehbarem Happy End ad acta gelegt wird, verhält es sich mit allen aufkeimenden Aversionen. Wer in Hoffnung auf komödiantische Unterhaltung einschaltet, wird nicht minder enttäuscht. Abgesehen von einer Handvoll an Cartoonfiguren angelehnten Charakteren unternimmt “Kein Druck” nichts in Richtung Comedy-Unterhaltung – und selbst diese drucklosen Versuche laufen ins humorbefreite Nirwana.

Wie hat Dir „Kein Druck“ gefallen?