Mercy Falls – Kritik

TitelMercy Falls
Genre Horror, Thriller
Jahr2023
FSK16
RegieRyan Hendrick

Heimkinostart: 29.02.24024

In den schottischen Highlands hört dich niemand schreien

Inmitten der urigen Wildnis, wo die Bäume in den Himmel ragen und das Zwitschern der Vögel die einzige Melodie ist, stolpern sie herein: Stadtmenschen in ihrer natürlichen Unnatürlichkeit. Bewaffnet mit GPS-Geräten und Designer-Rucksäcken, betreten sie das heilige Reich der Natur, bereit, ihre Instagram-Feeds mit Selfies vor rustikalen Kulissen zu füllen. Ohne Internetempfang verloren im Blätterdickicht und ihren schicken Stiefeln auf unebenem Gelände tanzen sie einen unbeholfenen Tanz der Zivilisation in der Wildnis. Auch ohne blutrünstigen Killer im Nacken dürften sich für viele ein paar Tage in der Natur als waschechter Survivaltrip erweisen – in “Mercy Falls” kommt dies für eine Gruppe wanderunerfahrener Touris jedoch erschwerend hinzu.

Mercy Falls ©Plaion Pictures

Und darum geht es…

Bevor Rhona (Lauren Lyle) den Kontakt zu ihrem Vater vor vielen Jahren abgebrochen hat, verbrachte sie mit ihm regelmäßig die Wochenenden in einer abgelegenen Hütte in den schottischen Highlands. Diesen Ort möchte sie heute als erwachsene Frau mit ihren Freunden (u.a. Nicolette McKeown, James Watterson) besuchen, um dem Alltagsstress für ein paar Tage zu entfliehen. Lediglich mit dem nötigsten bepackt, machen sie sich auf den Weg durch die unberührte Natur Großbritanniens, nichtsahnend, dass einer unter ihnen eine dunkle Vergangenheit mit sich bringt, die den erhofft geruhsamen Trip in einen unerbittlichen Überlebenskampf verwandelt!

Mercy Falls ©Plaion Pictures

Jane Rambo im Blutrausch

Ich packe meinen Koffer und nehme mit: Ein Trauma aus der Kindheit, das eigentlich keines ist. Noch ein Trauma, das wirklich eines ist, oberflächlicher aber nicht sein könnte. Einen profillosen Figurenhaufen und jedes Klischees, das mir zum Thema Überlebenskampf Schrägstrich Wildlife-Slasher einfällt. Wenn Ryan Hendrick in “Mercy Falls” eine Horde überlebensunfähiger Stadtmenschen für einen Survivaltrip in die schottische Wildnis schickt, belädt er seinen Rucksack ähnlich ungeschickt wie seine orientierungslos durch das naturbelassene Nirwana streunenden Protagonist*innen. Für Logik und Glaubwürdigkeit jedenfalls scheint kein Platz mehr gewesen zu sein im Reisegepäck – und so nimmt der an den Haaren herbeigezogene Survivalslasher seinen holprigen Lauf. Dass das Ganze gar nicht mal so schlecht in Szene gesetzt ist und auch die raren Kills in gewissem Maße unterhaltsam gestaltet sind, gerät in Anbetracht des hiermit offiziell als Anwärter auf das absurdeste Skript des Jahres nominierte Drehbuch schnell in den Hintergrund.

Mercy Falls ©Plaion Pictures

Einerseits wäre da also Carla, eine weibliche John Rambo, die wie ihr kurzärmliges T-Shirt schon sagt, echt knallhart zu sein scheint, während die unerfahrenen Wanderneulinge in dicken Daunenjacken durch die Pamba stapfen und/oder das falsche Schuhwerk tragen, natürlich alle keinen Tag in der Wildnis überleben würden. Sieht man mal von dem gescheiterten Versuch ab, mit Rückblicken in Carlas und Rhodas Vergangenheit zwei diametral verlaufende Tramata zu etablieren, war es das dann auch schon mit der Charakterisierung. Ähnlich ungelenk wird es, wenn “Mercy Falls” einen unglücklichen Unfall als Auslöser für die blutige Eskalation heraufbeschwört. Mit welchem Dilettantismus dies vonstattengeht, lässt sich kaum in Worte fassen, ohne zu spoilern. Kein Gedanke, keine Aussage und keine Entscheidung ist ab diesem Moment mehr nachvollziehbar. Wenn trotz der Gefahr im Nacken einen halben Kilometer in den von jeglicher Zivilisation abgeschnittenen Wald gestampft wird, um Wasser zu lassen, Freund*innen sterben und wenige Sekunden später schon Vergessen scheinen oder auch noch im Angesicht des Todes, Zeit bleibt für eine Runde Matratzensport, ist das nur die Spitze eines Eisbergs voller “Was passiert hier gerade?”.

Mercy Falls ©Plaion Pictures

Fazit

Bei der unbeschreiblich hohen Schlagzahl an unglaubwürdigen Drehbuchentscheidungen besteht die Gefahr eines Schleudertraumas vom unentwegten Kopfschütteln!

Bewertung: 1.5 von 5.

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