| Titel | Hao Are You |
| Genre | Dokumentation |
| Jahr | 2023 |
| FSK | k. A. |
| Regie | Dieu Hao Do |
Kinostart: 15.02.2024
Hao long do have we not talked?
Es war der 30. April 1975 als der Vietnamkrieg mit dem Sieg der Kommunisten endete. Daraufhin wurden amerikagewandte Südvietnamesen in Umerziehungslager untergebracht. Hunderttausende starben durch Zwangsarbeit, Folter und Hinrichtungen. Da die Nachbarländer als Exilorte ungeeignet waren, flohen 1,6 Millionen Vietnamesen ins Ausland per Boot. Daher die Bezeichnung Boatpeople, zu denen auch die Familie des in Deutschland geborenen Regisseurs Dieu Hao Do gehört. Der Nachkomme von chinesischen Minderheiten aus Vietnam versucht in seinem Dokumentarfilm „Hao Are You“ seine sieben auf verschiedenen Kontinenten verteilten Familienmitglieder nach jahrzehntelangem Kontaktabbruch zusammenzubringen, um über die seelischen und privaten Auswirkungen ihrer Flucht zu erfahren.

Und darum geht es…
Die Geschichte von Dieu Hao Dos Familie wird aus verschiedenen Blickwinkeln erzählt. Der Regisseur beginnt mit der Story seiner Eltern. Sein Vater war ein verheirateter Mann, der seine Familie für seine Mutter verließ. Haos Großeltern verurteilten diese verwerfliche Beziehung. Hao zeigt sowohl Archivaufnahmen, als auch aktuelle Bilder der Metropole Saigon, die Hao erstmals als neunzehnjähriger Tourist ohne Heimatbezug besucht hat. Nach Jahren besucht Hao seinen einzigen in Vietnam gebliebenen Onkel, der als Heiratsvermittler arbeitet. Um seine entfremdeten Tanten und Onkel mütterlicherseits persönlich zu sprechen, reist Hao nach Hong Kong und Los Angeles, wo er im Gegensatz zu seiner Mutter akzeptiert wird. Im Laufe des Films kommt es zu Schuldzuweisungen und Haos Versuch seine Vermutung zu bestätigen, dass der Kommunismus schuld an dem Familienzerwürfnis sei.


Hao boring. GÄHN!
„Hao Are You“ ist nicht nur eine Aufarbeitung einer Kriegsflucht, sondern zudem noch ein intimer Blick hinter familiäre Wertevorstellungen, in denen es selbst nach jahrzehntelangem Verlassen der Heimat noch immer traditionell, materialistisch, und hierarchisch zugeht und wo für westliche Mentalitäten selbstverständliche Dinge nicht angesprochen werden dürfen. Auch eine starke Emotionalität gegenüber den eigenen Kindern sei verpönt. Haos weniger erfolgreiche Familienmitglieder beklagen ihr Zukurzkommen und das ungerecht verteilte Erbe, doch dem Vermittler Hao geht es nicht um Vorführung, sondern vielmehr darum, seinen Verwandten gerechte Augenblicke zu gewähren, um sich ihrer Vergangenheit zu stellen und sich ihre Last von der Seele zu reden, entdeckens- und erstrebenswert für Haos Verständnis für die Zerrüttung. Der Bildung- und Versöhnungsauftrag und die Melancholie hinter „Hao Are You“ täuschen nicht darüber hinweg, dass die Doku sich eher zäh und wie ein mit deutschen Steuergeldern verschwendetes Langeweilewerk anfühlt.

Die familiären Streitigkeiten sind international verständlich und gehören zum Standardrepertoire in Soaps und Dramen. Vietnamesen oder Kriegsgeschichtsbegeisterte können „Hao Are You“ positive Lehrerfahrungen abgewinnen und im Ganzen reicht das essayistische Familienporträit als ZDF-Fernsehspiel-Beitrag vollkommen aus, damit man als Zuschauer Erkenntnisse wie der Regisseur gewinnt, aber Unterhaltung sucht man hier vergebens. Was am Ende bleibt sind zwei Botschaften: Familie kann man sich nicht aussuchen, aber man kann versuchen sie zu verstehen plus Alte Wunden heilen nicht, aber man kann lernen, damit klarzukommen.

Fazit
Ein informativer, aber unterhaltungsarmer, langweiliger, und ZDF-Niveau typischer Dokumentarfilm über eine zerstrittene Boatfamily und dem Regisseurswunsch nach Versöhnung.

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