| Titel | Good Boy |
| Genre | Thriller, Horror |
| Jahr | 2022 |
| FSK | 16 |
| Regie | Viljar Bøe |
Kinostart: 22.02.2024
Er ist eine 10 von 10, aber sein bester Freund ist ein Mann im Hundekostüm
Kurze Frage: Was macht eigentlich einen Traummann aus? Ist es sein Aussehen? Markante Gesichtszüge, ein gewinnend-strahlendes Lächeln und der stählerne Körper eines griechischen Gottes, als eine harmonische Symphonie aus Stärke und Sanftheit, die die Eleganz eines Tänzers und die Kraft eines Kriegers vereint. Oder doch eher sein Charakter? Eigenständigkeit, Selbstbewusstsein, Ehrlichkeit, Treue und sein guter Sinn für Humor? Eine eindeutige Antwort auf eine subjektive Frage, wie diese kann es natürlich nicht geben. Und am Ende sind es doch auch die kleinen individuellen Macken und Eigenheiten, die einen Menschen erst so richtig interessant machen. Christian hat da auch so eine kleine, nennen wir es mal „Sache“, die auf den ersten Blick vielleicht für Irritationen sorgen könnte. So auch bei Sigrid. Die jedoch will mal nicht so sein und wirft in “Good Boys“ allen Red Flags zum Trotz die Skepsis über Bord – der Liebe wegen. Ein böser Fehler!

Und darum geht es…
Als Sigrid (Katrine Lovise Øpstad Fredriksen) beim Swippen durch ihre Dating-App auf das Profil des charismatischen Christian (Gard Fartein Løkke Goli) stößt, ist sie neugierig. Er anscheinend auch, denn bereits wenig später verabreden sich die beiden schon für ein ungezwungenes Kennenlernen in einem Café. Dass Christian Alleinerbe eines Millionenerbes ist, hätte sich Sigrid zu diesem Zeitpunkt nicht im Traum ausmalen können. Doch auch der Fakt, dass der reiche Schönling zusammen mit einem Mann (Nicolai Narvesen Lied) wohnt, der rund um die Uhr in einem Hundekostüm steckt, war in dieser Form alles andere als abzusehen. Was sich zunächst als seltsames Hindernis erweist, verliert für Sigrid schnell an Bedeutung – zumindest bis zu dem Tag, als sie mit Christian in dessen abgelegenes Ferienhaus reist. Ein Wochenendtrip, mit ungeahnt schrecklichem Ausgang!


Ein guter Junge und ein böser Junge
Geschmäcker sind natürlich verschieden, aber mal Hand aufs Herz: Christian ist das, was man redensartlich eine gute Partie nennt! Er ist jung, groß, sportlich, gutaussehend, höflich, charmant, organisiert, zuvorkommend und ja, er ist auch superreich! Dass sein Mitbewohner das Puppplay, also den Fetisch, sich als Hund zu verkleiden und dessen Gewohnheiten zu adaptieren, auf das nächste Level getrieben hat, und bei Christian, tags wie nachts, zu keiner Sekunde aus seiner Rolle fällt, ist schon ein kleiner Abturner. Beflügelt vom romantischen Knistern und Christians einnehmender Art, lässt sich die unvoreingenommene Sigrid auf das ihr etwas befremdliche Spiel ein – und ist nach einer kurzen Aussprache, samt der Erkenntnis, dass es sich beim skurrilen Rollenspiel lediglich um eine Identitätsgeschichte ohne jegliche sexuelle Komponente handelt, vorerst beruhigt. Die Betonung liegt auf vorerst!

Es ist wirklich erfrischend, wie “Good Boy” die herrlich skurrile Mann im Hundekostüm-Situation etabliert. Wo andere Genrefilme auf die effekthascherische Kraft eines Überraschungsmoments, einem spärlich aufgebauten Plotwist oder eine düstere Offenbarung mit Schockeffekt setzen, fällt Viljar Bøe direkt mit der Tür ins Haus und integriert den auf allen Vieren kriechenden Kunstfellträger mit einer gelassenen Selbstverständlichkeit in Christians Alltag. Ist halt so. Noch lange bevor Sigrid den Millionärserben überhaupt kennenlernt, kann sich das Publikum mit der ungewöhnlichen Situation vertraut machen – sofern das überhaupt möglich ist. Das wahre Ausmaß offenbart sich jedoch erst mit fortschreitender Spielzeit. Und die gestaltet sich als atmosphärisch äußerst einnehmend!

Auf dem Weg zum Kultfilm einmal falsch abgebogen…
Dass hier irgendetwas faul ist, macht die einerseits surreal komische, andererseits aber auch von einer dringlichen Anspannung unterfütterte Stimmung früh klar. Eine genaue Genreklassifizierung lässt der eigenwillige Erzählstil jedoch lange Zeit nicht zu – und das ist auch gut so! Das norwegische Mischwesen funktioniert so lange hervorragend, bis sich “Good Boy” für den Schlussakt dann doch noch klar als Horrorthriller positioniert. Ist die Katze, oder viel besser noch der Hund (!!!), dann erst einmal aus dem Sack, sorgen die sich daraus ergebenden Logikprobleme und die doch allzu generische Herangehensweise für einen starken qualitativen Abfall. Mit dem sich den Mainstreamgewohnheiten anbiedernden Ende verspielt sich “Good Boy” letztlich doch noch die Chance darauf, sich als nächster Kultfilm zu qualifizieren. Verpassen sollte man den kurzweiligen Spaß deswegen aber auf keinen Fall!

Fazit
Was als skurrile Romanze mit WTF-Faktor beginnt, entwickelt sich zum waschechten Psychothriller!

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