| Titel | Letzter Aufruf für Istanbul |
| Genre | Romanze |
| Jahr | 2023 |
| FSK | 16 |
| Regie | Gönenç Uyanık |
Starttermin: 24.11.2023 (Netflix)
Zwischen wahrer Liebe und persönlichem Glück
Liebe bedeutet auch Opfer zu bringen. Wer sich zu einhundert Prozent auf eine Beziehung einlassen möchte, muss sich dabei auch für Kompromisse öffnen. Aber wie weit darf man seine eigenen Bedürfnisse und Wünsche hinten anstellen, um noch man selbst zu sein? Das türkische Netflix Original “Letzter Aufruf für Istanbul” stellt sich genau diese Frage, um nach einer interessanten Abwägung letztlich doch noch zu einem unbefriedigend konservativem Fazit zu kommen!

Und darum geht es…
Als Serin (Beren Saat) in New York angekommen, am Gepäckband auf ihren Koffer wartet, muss die junge Frau aus Istanbul schnell feststellen, dass ihr da wohl jemand zuvor kam und mit ihrem Gepäck längst über alle Berge ist. Was sich später als unglückliche Verwechslung herausstellt, ist der Startschuss für einen unvergesslichen Abend. Die Zufallsbekanntschaft mit dem ebenfalls aus Istanbul angereisten Mehmet (Kivanç Tatlitug), erweist sich nicht nur als die perfekte Hilfe bei der Wiederbeschaffung ihres Koffers, sondern auch als charmanter Begleiter durch ein romantisches Abenteuer im nächtlichen New York. Blöd nur, dass die beiden sichtlich voneinander angezogenen Reisenden beide Verheiratet sind…


One Night (Stand?) in New York
Was nach exakt dem Soff klingt, aus dem klassische RomComs gemacht werden, erweist sich nicht nur aufgrund einer nach rund zwei Dritteln Spielzeit auftretenden überraschenden Wendung vielmehr als eine Charakterstudie zweier Liebenden – und letztlich auch der Liebe selbst. Auch wenn der Twist nicht im Ansatz so überraschend daher kommt, wie erhofft, verleiht er der bis dato charmanten, wenn auch wenig innovativen Liebesgeschichte, einen interessanten Spin und hebt “Letzter Aufruf nach Istanbul” vom Romanzen-Einheitsbrei wie es ihn häufig auf Netflix zu sehen gibt ab. Neben der Chemie des sich aneinander herantastenden Leinwandpaars, die von Beren Saat und Kivanç Tatlitug glaubhaft transportiert wird, ist dies definitiv eine von wenigen Stärken eines lange Zeit solide performenden Liebesfilms.

Abgesehen von der Musik im letzten Akt ist dem amerikanisierten Liebesdrama seine türkische Herkunft nicht anzusehen. Stattdessen orientiert sich “Letzter Aufruf für Istanbul” am klassischen Hollywood-Kino, wirkt dabei stellenweise sogar überraschend frisch und leichtfüßig, um am Ende dann doch noch die falsche Abzweigung zu nehmen. Das die abgesehen von einigen schmalzigen Dialogen über Liebe, Treue und Vertrauen überraschend frei von Kitsch gehaltene Romanze dieses sorgsam aufgebaute Gebilde auf den letzten Metern doch noch mit dem Arsch einreißt, ist ärgerlich – und die Botschaft dahinter vollkommen aus der Zeit gefallen. Wenn die vorangegangenen Erkenntnisse über Selbstverwirklichung und die eigene Identität plötzlich über Bord geworfen werden, um sich dann doch noch in rührseligem Liebeskitsch zu suhlen, kann man eigentlich nur noch mit dem Kopf schütteln.

Fazit
Was als charmante Romanze beginnt, endet als ärgerlich konservativer Kitsch!

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