Master Gardener – Kritik

TitelMaster Gardener
Genre Drama, Thriller
Jahr2022
FSK16
RegiePaul Schrader

Heimkinostart: 06.10.2023

Grüner Daumen, statt braunem Gedankengut

Jeder Mensch verdient eine zweite Chance. Diesen Leitsatz hat sich auch die Organisation EXIT Deutschland auf die Fahne geschrieben. Die Initiative hilft ehemaligen Mitgliedern rechtsextremer Gruppierungen, sich von der ideologischen Bindung zu lösen, unterstützt Sie bei der Suche nach einer neuen Perspektive im Leben und bietet sich darüber hinaus als unabhängiger Partner an, um in einer sicheren Umgebung einen echten Neustart wagen zu können – frei von Hass, Gewalt und Vorurteilen. In Paul Schraders (Regisseur und Drehbuchautor hinter Filmen wie “Taxi Driver” und “First Reformed”) Charakterstudie “Master Gardener” wird ein geläuterter Ex-Nazi nach vielen Jahren erneut mit seiner unrühmlichen Vergangenheit konfrontiert, woraufhin sein neues Leben ins Wanken gerät.

Master Gardener ©Leonine Distribution

Und darum geht es…

Wenn man sieht, mit welcher Ruhe sich Narvel Roth (Joel Edgerton) als Chef-Gärtner der Gracewood Gardens um die Pflanzen, Sträucher und Bäume des Anwesens kümmert, kann man kaum glauben, was für ein Leben er noch bis vor einigen Jahren geführt hat. Vor der Einstellung durch die wohlhabende Witwe Norma Haverhill (Sigourney Weaver) war Narvel ein gewaltbereiter Neonazi mit dicker Strafakte, die bis hin zu kaltblütigen Mord reichte. Seit er gegen seine damaligen Komplizen vor Gericht ausgesagt hat und sich seitdem im Zeugenschutzprogramm befindet, ist er ein geläuterter Mann. Mit dem Auftauchen von Normas Großnichte Maya (Quintessa Swindell) wird der Gärtner neben der Pflege des Gartens auch mit der Einweisung der sturköpfigen jungen Frau betraut, die sein geordnetes Leben einmal komplett auf Links zu drehen droht…

Master Gardener ©Leonine Distribution

Das Paul Schrader-Prinzip hat sich langsam angenutzt…

Acht Jahre nach seinem Milieuausstieg bleibt lediglich der mit Hakenkreuzen und weiteren nationalsozialistischen Motiven übersäte Körper als Zeitzeuge Narvels düsterer Nazi-Vergangenheit. Während die Tattootinte tief unter der Haut durchaus eine Geschichte zu erzählen hat, findet die Figurenzeichnung wie auch der gesamte Plot über Hass, Liebe und Erlösung lediglich an der Oberfläche statt. Statt seine Charaktere wirklich zu erkunden, verliert sich Paul Schrader in überkandierten Dialoge und lethargischen, scheinbar wahllosen Szenenabfolgen, einer antizyklischen Dramaturgie, mit einschläfernder Wirkung. „Master Gardener“ mag zwar gut gespielt und ästhetisch fotografiert sein – und doch fühlt sich das Drama seltsam substanzlos an.

Master Gardener ©Leonine Distribution

Paul Schrader-Filme sind zwischenzeitlich ein Genre für sich. Das Motiv des vom Leben gezeichneten Mannes, nach Erlösung strebend und von der Vergangenheit gezeichnet, zieht sich nun schon viele Jahrzehnte durch Schraders filmisches Schaffen und hat spätestens mit dessen letztem Film „The Card Player“ den Zenit überschritten. „Master Gardener“ wiederholt das Konzept nun ein weiteres Mal und ersetzt dabei lediglich die Militär-Vergangenheit mit einer Nazi-Biografie und die Expertise als Kartenspieler durch die eines Landschaftsgärtners. Dazu gehören natürlich ebenfalls wieder handschriftlich verfassten Gedankenströme des Protagonisten, die dem Publikum in Form eines bedeutungsschwangeren Voice-Overs mit, in dessen innere Gedankenwelt nehmen sollen – schade nur, dass es nie dort angelangt.

Master Gardener ©Leonine Distribution

Fazit

Nur noch ein Schatten dessen, wofür Paul Schrader einst einmal stand!

Bewertung: 2 von 5.

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