| Titel | White Hell |
| Genre | Drama, Thriller |
| Jahr | 2022 |
| FSK | 16 |
| Regie | Guillaume Renusson |
Heimkinostart: 23.06.2023
Überlebenskampf in den italienischen Alpen
Seit dem Abzug der US-amerikanischen Truppen und der daraus resultierenden Machtübernahme durch die Taliban im August 2021 hat sich die politische Lage in Afghanistan zunehmend verschlechtert. Die Entscheidung ein Land hinter sich zu lassen, in dem Menschenrechte mit Füßen getreten werden, sollte eigentlich für jede*n nachvollziehbar sein und doch könnte die Ablehnung gegenüber Geflüchteten im Jahr 2023 nicht größer sein! Entsprechend erweist sich im Survival-Thriller „White Hell – Eiskalte Jagd“ nicht nur die Natur des alpinen Berglands als Gegner für eine junge Frau, die die Missstände ihrer Heimat hinter sich lassen will, sondern auch die grausame Natur des Menschen!

Und darum geht es…
Seit dem Tod seiner geliebten Frau gibt es kaum etwas in seinem Leben, an dem sich der Witwer Samuel überhaupt noch erfreuen kann. In seinem von der Zivilisation abgeschotteten Chalet inmitten der italienischen Alpen fristet er ein einsames Dasein, bis er eines Nachts unverhofften Besuch bekommt. Als die junge Afghanin Chehreh in seinem Zuhause Schutz vor der eisigen Kälte sucht, entschließt sich Samuel, der Frau auf ihrem Weg über die französische Grenze zu helfen. Dabei erweisen sich die beschwerlichen Witterungsbedingungen des frostigen Berglands nicht als einzige Widrigkeiten auf der beschwerlichen Reise…

White Hell – Eiskalte Jagd
Packender Survival-Thriller oder leises Charakterdrama – oder wieso nicht einfach beides? Dass die beiden, auf den ersten Blick diametral zueinander verhaltenden Genres durchaus miteinander harmonieren können, haben Filme wie „The Revenant“ mit Leonardo DiCaprio oder „Gold“ mit Zac Efron eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Die Symbiose aus spannenden Charakterentwicklungen und nervenaufreibenden Überlebenskampf will der europäischen Co-Produktion „White Hell – Eiskalte Jagd“ jedoch nicht annähernd gut gelingen, was zur Folge hat Folge, dass sich weder das Drama noch der Thrill wirklich entfalten können. So ausgelutscht die Redewendung „weder Fisch noch Fleisch“ sein mag, passt sie in diesem Fall doch wie die Faust aufs Auge – um bei altbackenen Phraseologismen zu bleiben.

Abgesehen von einem fantastisch agierenden Hauptdarsteller, entpuppt sich „White Hell – Eiskalte Jagd“ als recht generische und eintönige Angelegenheit. Ein Blick in die ausdrucksstarken Augen des aus Quentin Tarantinos „Inglourious Basterds“ bekannten Franzose Denis Ménochet lässt den vernachlässigten Tiefgang des simplen Skripts zwar immer wieder für einen kurzen Moment vergessen, kann über die Laufzeit von eineinhalb Stunden jedoch nicht über die fehlende Komplexität der Figuren hinwegtäuschen. Für ein emotionales Drama ist „White Hell – Eiskalte Jagd“ schlicht und ergreifend viel zu einfach gestrickt. Die klare Verteilung der Sympathien beruht lediglich auf der Positionierung der Charaktere und nicht etwa auf deren Charakterisierung. Die Spannung bleibt aus – und mit ihr auch das Mitfiebern.

Fazit
Spannungsarmes Survivaldrama!
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