Winnie the Pooh: Blood and Honey – Kritik

TitelWinnie the Pooh: Blood and Honey
Genre Horror
Jahr2023
FSK18
RegieRhys Frake-Waterfield

Heimkinostart: 13.07.2023

Die blutige Rache des Puh-Bär!

Wenn sich die Held*innen unserer Kindheit plötzlich gegen uns wenden! Bereits im vergangenen Jahr transformierte “Das fünfte Element”-Regisseur Luc Besson seine niedlich-animierten Minimoys im von ihm produzierten „Arthur, Malédiction“ zum waschechten Horrorfilm und stieß dabei nicht gerade auf Gegenliebe. Auch wenn die erwachsene Interpretation des Kinderfilms als Slasher größtenteils versagte, konnte immerhin das unterhaltsame Coming-of-Age-Feeling zu Beginn des Films, sowie die verstreuten Verweise auf das beliebte Original überzeugen. Wenn nun also Puh der Bär seine tapsige Gutmütigkeit beiseite legt, um in „Winnie the Pooh: Blood and Honey“ auf Menschenjagd zu gehen, sollten dabei doch zumindest einige schöne Referenzen und spaßigen Kills für das Publikum abspringen – Fehlanzeige!

Winnie the Pooh: Blood and Honey ©Plaion Pictures

Und darum geht es…

Christopher Robin ist erwachsen geworden. Trotz seines Medizinstudiums, der Verlobung mit seiner Partnerin und den dem Alter geschuldeten neuen Interessen denkt er immer noch gerne an die Zeit im Hundert-Morgen-Wald zurück. Mit seinen sprechenden Tier-Freunden Ferkel, Tigger, I-Aah und natürlich Winnie-Puuh hat er den Großteil seiner Kindheit verbracht – doch irgendwann ging er fort. Während es dem jungen Christopher herrlich erging, hatten seine ehemaligen besten Freunde mit Hunger, Einsamkeit und schließlich auch dem Tod zu kämpfen. Gezeichnet von diesen Traumata schworen sie blutige Rache, die sie mit der Rückkehr von Christopher Robin nun endlich bekommen!

Winnie the Pooh: Blood and Honey ©Plaion Pictures

Im Hundert-Morgen-Wald hört Dich niemand schreien!

Hand aufs Herz. Wer sich bei einem Titel wie „Winnie the Pooh: Blood and Honey“ ernsthaft auf gehobene Filmkunst einstellt, hat bei der Definition der Worte “gehoben” und “Kunst” wohl etwas durcheinander gebracht. Die Erwartungshaltung orientiert sich klar in Richtung Fun-Splatter und nimmt dabei offenkundige Mängel in Sachen Skript, Darsteller*innen und Inszenierung billigend in Kauf. Wenn sich Winnie the Pooh und seine Freunde aus dem Hundert-Morgen-Wald also aus fadenscheinigen Gründen plötzlich auf Menschenjagd begeben, dann verlangt das blutdürstige Horror-Publikum selbstverständ nach einem hohen Body-Count und einem nicht minder großen Einsatz von blutig-kreativen Metzelszenen, unterhaltsamen Ideen und jede Menge Spaß am Slashen. Eines muss man der Erwachsenenversion des kinderfreundlichen Walt Disney Franchise jedenfalls lassen: Sie erfüllt immerhin 50 Prozent dieses Versprechens – und zwar das der offenkundigen Mängel in Sachen Skript, Darsteller*innen und Inszenierung. Na, danke sehr!

Winnie the Pooh: Blood and Honey ©Plaion Pictures

Wenn nach wenigen Minuten eine scheußlich gestaltete Titelsequenz, die eigentliche, nennen wir es mal „Handlung“ einleitet, wird der Plot um Christopher Robin, der plötzlich zum Opfer seiner ehemals besten Freunde wird, vorerst ad acta gelegt – und das zugunsten eines noch viel unspektakuläreren generischen Torture Porns. Austauschbare Teens beziehen das obligatorische Ferienhaus und werden gejagt, gefoltert und getötet. Garniert mit hölzernen Dialogen, die selbst aus den Mündern fähiger Schauspieler*innen nicht funktionieren würden, begibt sich das wortkarge Duo Ferkel und Pooh – der Rest der Truppe ist aus Lizenzgründen nicht mit von der Partie – auf einen zwar blutigen, aber nie spaßigen, nie ideenreichen und nie unterhaltsamen Streifzug. Statt Motive oder charakteristische Merkmale der Vorlage mit in das Blutbad zu integrieren, verkommen die rachsüchtigen Tierchen zu austauschbaren, x-beliebigen Film-Killern.

Winnie the Pooh: Blood and Honey ©Plaion Pictures

Die Horror-Gurke des Jahres…

Statt praktische Effekte und unterhaltsamen Splatter-Spaß liefert „Winnie the Pooh: Blood and Honey“ mit schlechtem CGI verwässerte Gewaltspitzen im ausgelutschten Torture Porn-Gewand. Das heterogene Gemisch aus bierernst vorgetragenem Sadismus und der albernen Maskerade der Marke 1-Euro-Shop – die trashigen Kostüme sind wirklich befremdlich – lässt jede Form von Spaß vermissen und sorgt dabei eher für eine unangenehme Form des Fremdschämens und der unfreiwilligen Komik. Wenn Winnie the Pooh seinem weiblichen Opfer vor ihrem gewaltsamen Ableben mit einem Handgriff das Top vom Leib reißt, um die barbusige Dame der voyeuristischen Kamera zu präsentieren, ist eigentlich alles gesagt, was man sonst noch über “Winnie the Pooh: Blood & Honey” wissen sollte – er ist nicht nur langweilig und ideenarm, sondern darüber hinaus noch völlig aus der Zeit gefallen.

Winnie the Pooh: Blood and Honey ©Plaion Pictures

Fazit

Viel Blut, wenig Honig – und noch viel weniger Spaß!

Bewertung: 0.5 von 5.

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