Evil Dead Rise [2023] Kritik

TitelEvil Dead Rise
Genre Horror
Jahr2023
FSK18
RegieLee Cronin

Kinostart: 27.04.2023

Die Teufel darf wieder sein Tanzbein schwingen!

Um die 2010er-Jahre herum gab es wenig zu lachen für alteingesessene Horrorfans. Zu dieser Zeit stand es schlecht um originellen, neuen Stoff aus der Welt des Gruselns und des Schreckens. Stattdessen erlebte das Genre eine wahre Flut an glatt gebügelten Neuverfilmungen beliebter Filmklassiker, die manch ein Fan der ersten Stunde gerne ungeschehen machen würde. Die alles mit sich reißende Welle an Hollywood-Remakes machte selbst vor Sam Raimis Kult-Schocker “Tanz der Teufel” nicht halt, was noch vor dessen Veröffentlichung für große Empörung sorgte. Doch allen Bedenken zum Trotz konnte sich der 2013 erschienene “Evil Dead” nicht nur mühelos mit seiner kultigen Vorlage messen, sondern erwies sich darüber hinaus auch gleich noch als einer der besten und intensivsten Horrorfilme der vergangenen 20 Jahren. Ein total abgefahrener Albtraum, mit dem sich zehn Jahre später nun auch “Evil Dead Rise” messen muss. Kein leichtes Unterfangen!

Evil Dead Rise ©Warner Bros

Und darum geht es…

Die Beziehung zwischen den zwei Schwestern Ellie und Beth hat auch schon bessere Tage erlebt. Doch für Gezanke bleibt keine Zeit, als ein Erdbeben den Boden von Los Angeles erschüttert und dabei ein altes Artefakt freigelegt: Das Necronomicon. Die Zeilen des Buches beschwören eine dunkle Bedrohung hervor, die von Ellie Besitz ergreift und Beth plötzlich in die Rolle der Beschützerin von Ellies Kinder drängt. Die Macht in ihrer Schwester trachtet nach weiteren Seelen und fordert ihr blutiges Opfer!

Evil Dead Rise ©Warner Bros

Die Zutaten sind dieselben, nur die Würze fehlt

Wie zuletzt in “Scream VI” geht es auch für das Evil Dead-Franchise im jüngsten Ableger der Reihe raus aus der Komfortzone, rein in den Großstadtdschungel – auch in diesem Fall ohne nennenswerten Mehrwert. Das neue Setting spielt auch hier kaum eine Rolle und hätte ebenso gut im gewohnten Umfeld einer verlassenen Hütte irgendwo im Nirgendwo stattfinden können. Genau an solch einem Ort beginnt, oder sollten wir sagen, endet das blutige Treiben von “Evil Dead Rise”. Nach zwei seltsam-fröhlichen Gewaltspitzen im Comic-Look geht es dann erstmals nach Los Angeles, in die angenehm düsteren Gänge eines heruntergekommenen Wolkenkratzers. Das dreckige Ambiente weiß zu gefallen und stimmt auf eine atmosphärische Tortur voller blutiger Schauwerte ein – doch das lässt erst einmal auf sich warten. In der ersten Stunde hat “Evil Dead Rise” merklich damit zu kämpfen seinen Flow zu finden und weiß in dieser Zeit darüber hinaus auch noch erschreckend wenig zu erzählen.

Evil Dead Rise ©Warner Bros

Bevor Lee Cronin im finalen Dritten doch noch den vollen blutigen Necronomicon-Wahnsinn für sich entdeckt, quält sich das Publikum zunächst durch eine meterdicke Schicht belanglosem Besessenheits-Horror. Auch wenn das ausladende Finale die Beharrlichkeit seiner nach Gore lechzenden Zuschauerschaft letzten Endes doch noch belohnt, fühlt sich die in literweise Kunstblut getränkte Tour de Force irgendwie anders an. „Evil Dead Rise“ entfesselt den Wahnsinn, doch die Handbremse scheint angezogen. Der Schock bleibt aus. Vom manischen Tanz mit dem Teufel ist nicht mehr viel zu spüren. Das unkontrollierte Beben zur Musik, mit allen Extremitäten, jeder Faser des Körpers, weicht dem Kalkül eines Gesellschaftstanzes. “Evil Dead Rise” folgt den einstudierten Schrittfolgen eines Walzers. Gewaltexszesse im Dreivierteltakt. Immer noch ultrabrutal. Immer noch kreativ. Und doch selten schmerzhaft und weit entfernt vom Terror des Vorgängerfilms.

Evil Dead Rise ©Warner Bros

Eine Geduldsprobe mit Bloody-End!

Mit Fede Alvarez‘ „Evil Dead“ im Nacken, fühlt sich „Evil Dead Rise“ überraschend unaufgeregt und fast schon zahm an. Wo das 2013er-Remake den Puls noch in die Höhe schnellen ließ und den nervenaufreibende Horror direkt unter die Haut des Publikums injiziert, bleibt ein ähnlicher Effekt in der Fortsetzung aus. Cronin greift zwar geschickt verschiedene Elemente der Reihe auf und adaptiert sie in nicht minder blutigen Bildern – nur eben ohne deren Intensität zu reproduzieren. So reizt auch das Verspeisen eines Weinglases die Schmerzgrenze nicht annähernd so weit aus, wie die ikonische Zungenspaltung des Vorgängers. An Ideen mangelt es „Evil Dead Rise“ nicht. An Blut noch weniger. Doch selbst wenn der rastlose letzte Akt ein unterhaltsames Splatter-Feuerwerk entfacht, das für die vorangegangenen spannungsarmen Minuten mehr als entschädigt, bleibt auch dann noch das erhofftes Gefühl von Unbehagen und Wahnsinn aus.

Evil Dead Rise ©Warner Bros

Fazit

Trotz des großzügigen Einsatzes von literweise Kunstblut und abgetrennten Körperteilen, lässt „Evil Dead Rise“ sowohl die Spannung als auch den schier grenzenlosen Wahnsinn des 2013 erschienenen „Evil Dead“-Remakes vermissen!

Bewertung: 3 von 5.

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