Bones and All

Bones and All Filmkritik
TitelBones and All
Genre Drama, Horror, Romanze
Jahr2022
FSK16
RegieLuca Guadagnino

Heimkinostart: unbekannt

Liebe geht durch den Magen!

Es ist schon etwas ironisch, dass sich Luca Guadagninos nächste Regiearbeit nach der Zusammenarbeit mit Armie Hammer, der neben Timothée Chalamet eine der beiden Hauptrollen in dessen Romanze „Call Me By Your Name“ übernahm, ausgerechnet um das Thema Kannibalismus dreht. Neben dem Vorwurf der Vergewaltigung machte Hammer zuletzt nämlich auch mit mutmaßlichen Kannibalismus-Fantasien auf sich aufmerksam. Während der Wahrheitsgehalt der Anschuldigungen auf einer anderen Ebene geklärt werden muss und Mutmaßungen darüber bei den Klatsch-Medien besser aufgehoben sind, bleibt Der Watchdog wie der Schuster bei den Leisten und schaut sich lieber „Bones and All“ einmal im Detail an.

Bones and All ©Warner Bros.

Und darum geht es…

„Bones and All“ erzählt die Geschichte der ersten Liebe zwischen Maren, einer jungen Frau, die lernen muss, am Rande der Gesellschaft zu überleben, und dem temperamentvollen Außenseiter Lee. Als die beiden sich kennenlernen, beginnt eine tausend Meilen lange Odyssee durch die Schleichwege, versteckten Durchgänge und Hintertüren im Amerika der Reagan-Ära. Doch trotz all ihrer Bemühungen führen alle Wege Maren und Lee zurück in ihre schockierende Vergangenheit – und zu der alles entscheidenden Frage, ob ihre Liebe zueinander ihr Anderssein überwinden kann. (Warner Bros)

Bones and All ©Warner Bros.

Die kleine Schwester von „Raw“!

Auch wenn dieser Vergleich auf den ersten Blick zugegebenermaßen ein wenig despektierlich wirken – „Bones and All“ ist schließlich nahe der filmischen Perfektion, nur eben nicht ganz so brillant wie das französische Meisterwerk – ist er aufgrund der vielen Parallelen doch ziemlich treffend. Im Kern erzählen beide Filme eine facettenreiche Coming-Of-Age-Geschichte mit Fokus auf das menschliche Drama, bei dem der explizite Kannibalen-Horror lediglich als Metapher dient, um die Entwicklung ihrer Protagonist*innen zu unterstützen. Wie auch Julia Ducournaus Regiedebüt ist „Bones and All“ ein Film über Außenseiter*innen, der trotz der unzähligen Überschneidungen einen eigenen, unglaublich interessanten Weg geht – und das sowohl inszenatorisch als auch erzählerisch und thematisch.

Bones and All ©Warner Bros.

Das Liebe durch den Magen geht, ist quasi sprichwörtlich belegt – doch wie verhält es sich mit Trauer, Schmerz und Einsamkeit? „Bones and All“ ist nicht nur einer der besten Filme des vergangenen Jahres, sondern auch des vergangenen Jahrzehnts und verdient es dementsprechend auch losgelöst von vergleichbaren Filmen betrachtet zu werden. Die brillante Performance der Hauptdarsteller*innen Taylor Russell und Timothee Chalamet muss genauso lobend werden wie die fantastische Kameraarbeit, das ausgefeilte Skript und die atmosphärische Inszenierung, die gekonnt zwischen kompromissloser Dunkelheit und sommerlich-leichter Romanze balanciert. Wenn dann der Abspann das Ende des genreübergreifenden Roadmovies einleitet, bleibt ein unglaublich positives Gefühl, das auch Tage später noch wächst und wächst – und genau das macht einen grandiosen Film aus!

Bones and All ©Warner Bros.

Fazit

Ein außergewöhnlicher Mix aus Coming-Of-Age-Romanze und Kannibalen-Horror!

Bewertung: 4.5 von 5.

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