Goodnight Mommy [2022] Kritik

Im Jahr 2014 überraschten die beiden Regisseur*innen Veronika Franz und Severin Fiala mit einem kleinen, aber feinen Genrefilm aus Österreich. Mit ihrem psychologischen Horrorfilm „Ich seh, ich seh“ – im Original „Goodnight Mommy“ – fand das Gespann auch international großen Anklang. Da ist es natürlich nur eine Frage der Zeit, bis Hollywood vor der Tür steht, um sich die Rechte für ein US-amerikanisches Remake zu sichern. Das Ergebnis kann ab heute auf Amazon Prime Video begutachtet werden und hört ebenfalls auf den Namen „Goodnight, Mommy“. Wer Lust auf einen generischen, seelenlosen Aufguss des bitterbösen Originals hat… Bitteschön!

Goodnight Mommy 2022 ©Amazon Prime Video

Handlung

Als die Zwillingsbrüder Elias und Lukas im Landhaus ihrer Mutter ankommen, müssen sie feststellen, dass ihr Gesicht vollständig mit Verbänden bedeckt ist – das Ergebnis einer Schönheits-OP. Als ihr Verhalten immer unberechenbarer und ungewöhnlicher wird, entwickelt sich in den Köpfen der Jungs ein schrecklicher Verdacht: ist die Frau unter den Verbänden überhaupt ihre Mutter? (Prime Video)

Goodnight Mommy 2022 ©Amazon Prime Video

Kritik

Finger weg von diesem Remake! Wo das fantastische österreichische Original „Ich seh, ich seh“ noch mit minimalistischen Mitteln ein erdrückendes Gefühl von Beklommenheit auslöste und das Publikum förmlich in sich hinein zog, ist in Matt Sobels Neuinterpretation davon kaum mehr etwas zu spüren. Statt atmosphärischem Psychohorror herrscht gähnende Langeweile. Das mit Naomi Watts prominent besetzte US-Remake „Goodnight Mommy“ ist alleine schon optisch viel zu glatt poliert und stellenweise sogar richtig lieblos und amateurhaft in Szene gesetzt. Das macht sich auch beim Design bemerkbar. Der schaurige Verband der Mutter im Original, weicht einer sterilen medizinischen Maske und die gruseligen selbstgebastelten Masken der Kinder, kommen gar nicht erst vor – und das sind nur die kleinen Makel!

Goodnight Mommy 2022 ©Amazon Prime Video

Die wenigen Änderungen, die Sobels Film mit sich bringt, wirken sich eher negativ auf den Sehgenuss aus. Von schleichendem Horror, aufwühlendem Nervenkitzel und dichter Atmosphäre fehlt in „Goodnight Mommy“ jede Spur. Nicht einmal das Misstrauen der Gebrüder wirkt nachvollziehbar und wird vom Skript nie wirklich untermauert, was die gesamte Prämisse des Slow-Burners infrage stellt. Das ist dann auch der Grund dafür, dass der finale Twist – für alle, die ihn nicht eh schon aus dem Original kennen – unglaublich vorhersehbar wirkt und quasi nach wenigen Minuten auf dem Silbertablett serviert wird.

Goodnight Mommy 2022 ©Amazon Prime Video

Anders als in „Ich seh, ich seh“ wird die überraschende Wendung permanent angeteasert, dass man sie gar nicht mehr übersehen kann. Das liegt zum einen an den wenig subtilen Dialogen, aber vor allem am fehlenden Schauwert, der das Publikum auf eine falsche Fährte locken könnte. Denn letztlich ist ein guter Twist wie ein Zaubertrick. Er kann nur gelingt, wenn der Illusionist die Aufmerksamkeit auf das spannende Drumherum legt – nur blöd, wenn es das nicht gibt!

Goodnight Mommy 2022 ©Amazon Prime Video

Fazit

Finger weg von diesem Remake!

Bewertung: 1 von 5.

Ab dem 16.09.2022 exklusiv bei Amazon Prime Video!

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DER WATCHDOG – FILMKRITIK MIT HUND

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