Im Jahr 2014 überraschten die beiden Regisseur*innen Veronika Franz und Severin Fiala mit einem kleinen, aber feinen Genrefilm aus Österreich. Mit ihrem psychologischen Horrorfilm „Ich seh, ich seh“ – im Original „Goodnight Mommy“ – fand das Gespann auch international großen Anklang. Da ist es natürlich nur eine Frage der Zeit, bis Hollywood vor der Tür steht, um sich die Rechte für ein US-amerikanisches Remake zu sichern. Das Ergebnis kann ab heute auf Amazon Prime Video begutachtet werden und hört ebenfalls auf den Namen „Goodnight, Mommy“. Wer Lust auf einen generischen, seelenlosen Aufguss des bitterbösen Originals hat… Bitteschön!

Handlung
Die Zwillinge Elias und Lukas kehren nach einer längeren Trennung zu ihrer Mutter zurück. Diese hat sich einer plastischen Operation unterzogen und trägt nun ständig eine Gesichtsmaske, um den Heilungsprozess zu unterstützen. Von Anfang an merken die Zwillinge, dass sich ihre Mutter anders verhält. Sie ist distanziert, streng und verhält sich untypisch, was die Jungen misstrauisch macht. Sie beginnen zu glauben, dass die Frau unter der Maske nicht ihre echte Mutter ist, sondern eine Betrügerin.

Kritik
Finger weg von diesem Remake! Wo das fantastische österreichische Original „Ich seh, ich seh“ noch mit minimalistischen Mitteln ein erdrückendes Gefühl von Beklommenheit auslöste und das Publikum förmlich in sich hinein zog, ist in Matt Sobels Neuinterpretation davon kaum mehr etwas zu spüren. Statt atmosphärischem Psychohorror herrscht gähnende Langeweile. Das mit Naomi Watts prominent besetzte US-Remake „Goodnight Mommy“ ist alleine schon optisch viel zu glatt poliert und stellenweise sogar richtig lieblos und amateurhaft in Szene gesetzt. Das macht sich auch beim Design bemerkbar. Der schaurige Verband der Mutter im Original, weicht einer sterilen medizinischen Maske und die gruseligen selbstgebastelten Masken der Kinder, kommen gar nicht erst vor – und das sind nur die kleinen Makel! Die wenigen Änderungen, die Sobels Film mit sich bringt, wirken sich eher negativ auf den Sehgenuss aus. Von schleichendem Horror, aufwühlendem Nervenkitzel und dichter Atmosphäre fehlt in „Goodnight Mommy“ jede Spur.

Wenn das Skript dann nicht einmal das Misstrauen der Gebrüder wirkt nachvollziehbar untermauert kann, wird die gesamte Prämisse des Slow-Burners infrage gestellt. Das ist dann auch der Grund dafür, dass der finale Twist – für alle, die ihn nicht eh schon aus dem Original kennen – unglaublich vorhersehbar wirkt und quasi nach wenigen Minuten auf dem Silbertablett serviert wird. Anders als noch in „Ich seh, ich seh“ wird die überraschende Wendung permanent angeteasert, dass man sie gar nicht mehr übersehen kann. Das liegt zum einen an den wenig subtilen Dialogen, aber vor allem am fehlenden Schauwert, der das Publikum auf eine falsche Fährte locken könnte. Denn letztlich ist ein guter Twist wie ein Zaubertrick. Er kann nur gelingt, wenn der Illusionist die Aufmerksamkeit auf das spannende Drumherum legt – nur blöd, wenn es das nicht gibt!

Fazit
Finger weg von diesem Remake!
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